OB-Kolumne der Woche: Besser mobil in der Zukunft

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken gehört zu einer der wichtigsten Aufgaben in unserer Stadt.

Das stete Wachstum sorgt in den kommenden Jahren für mehr Verkehr auf der Straße und der Schiene. Schon heute gehören wir zu den Pendlerhauptstädten Deutschlands: Knapp 47.000 der 80.000 Arbeitenden in der Landeshauptstadt kommen aus Berlin oder den Nachbargemeinden und 48 Prozent der Potsdamer Erwerbstätigen fahren täglich zur Arbeit nach Berlin und ins Umland. Tendenz steigend. Daher bin ich sehr froh, dass wir in den vergangenen Tagen zwei wichtige Aufgaben für die Mobilität der Zukunft diskutieren beziehungsweise umsetzen konnten: Zum Nahverkehrsplan des Landes Brandenburg, der eine Stärkung des Regionalverkehrs in unserer Region vorsieht, haben wir in der Vorwoche Stellung bezogen und am Wochenende mit dem Fahrplanwechsel die neue Straßenbahnanbindung der Linie 96 im Norden bis zum Campus Jungfernsee eröffnet.

Mit dem Fahrplanwechsel gibt es jedes Jahr Neuerungen in der Stadt – in diesem Jahr gibt es eine ganz besondere. Die Linie 96 wird zur neuen Stadtlinie und endet künftig am neuen nördlichen Drehkreuz Campus Jungfernsee, wo auch die Busse aus und in den Norden enden beziehungsweise beginnen. Ich freue mich, dass wir mit den beiden neuen Stationen pünktlich zum Fahrplanwechsel dieses wichtige Verkehrsprojekt für Potsdam eröffnen konnten und eine wichtige Schlüsselmaßnahme für unsere Verkehrsentwicklung an den Start gebracht haben. Damit gelang die erste Streckenerweiterung des Potsdamer Straßenbahnnetzes seit 2001. Die Straßenbahn ist für Potsdam ein zentraler Verkehrsträger, den wir weiter fördern und ausbauen wollen. Nutzen Sie das neue, komfortable Angebot in den XL-Combino-Straßenbahnen!

Mit dieser Streckenverlängerung binden wir den neuen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Jungfernsee umweltfreundlich an die Innenstadt an. Außerdem rückt der Potsdamer Norden näher an das Zentrum. Auch wenn es noch Zukunftsmusik ist: Wir wollen die Tram-Linie perspektivisch über Neu Fahrland bis nach Krampnitz und darüber hinaus womöglich bis Satzkorn verlängern. Schon heute müssen dafür gemeinsam mit dem Land die Planungen auf den Weg bringen.

Daher haben wir in der Vorwoche fristgerecht unsere Stellungnahme zum Entwurf des Nahverkehrsplans des Landes Brandenburg abgegeben. Wir unterstützen die mobilitätspolitischen Ziele der Landesregierung. Wir wollen gemeinsam einen leistungsfähigen und nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr für die Menschen in unserer Region bieten. Die zunehmenden Pendlerverkehre sind eine große Herausforderungen für Potsdam. Insbesondere der Autoverkehr in der Innenstadt sowie entlang der Pendlerstrecken ins Umland machen der Landeshauptstadt zu schaffen. Um eine Entlastung zu erreichen, müssen wir für attraktive Alternativen sorgen. Die Bahnangebote müssen sich verbessern. An dieser Stelle sind wir auf die Mitwirkung des Landes angewiesen, da es den schienengebundenen Nahverkehr bestellt. Viele unserer Anliegen werden im Landesnahverkehrsplan aufgegriffen. Allerdings fordern wir in unserem Schreiben an die Ministerin, dass die geplanten Verbesserungen im Angebot und in der Infrastruktur für Potsdam umfangreicher und zügiger umgesetzt werden.

Als dynamisch wachsender regionaler Wirtschaftskern können wir nicht bis 2023 warten. Die geplante Taktverdichtung des RE 1 muss spätestens zum Fahrplanwechsel 2018/19 realisiert werden. Diese Forderung kommt nicht nur von der Landeshauptstadt, sondern wird auch von Brandenburg an der Havel, Lehnin, Groß Kreutz und Werder unterstützt. Um der Verantwortung des Landes für die gesamte Region Rechnung zu tragen, sollte dies verbindlich in den Landesnahverkehrsplan aufgenommen werden. Positiv habe ich die Planung einer Regionalbahnverbindung von Potsdam über Golm und Marquardt nach Berlin-Spandau bis Berlin-Gesundbrunnen bewertet. Die Verbesserung der Anbindung der wachsenden nördlichen Ortsteile gehört zu unseren prioritären verkehrspolitischen Zielen. Damit kann eine attraktive Alternative für Pendlerinnen und Pendler im Potsdamer Norden erreicht werden. Unterstützt wird dies durch unser eigenes Ziel, den Bahnhof Marquardt zur „Mobilitätsdrehscheibe Nord“ zu entwickeln. In diesem Zusammenhang sollte auch die Reaktivierung der Bahnhöfe Bornim-Grube und Satzkorn geprüft werden.

Bedauerlicherweise sind die Planungen des Landes dazu noch nicht konkret und sollen erst in etwa fünf Jahren umgesetzt werden. Nicht nur das Wachstum des Potsdamer Nordens sondern auch die rasante Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Golm verlangt rasche Lösungen und angepasste Angebote auf den bestehenden Linien. Von Verbesserungen profitiert das ganze Land und ich werbe deshalb mit Nachdruck für angemessene Lösungen. Nur so kann das zukünftige Pendlerverkehrsaufkommen in beide Richtungen, zwischen Potsdam und Berlin, verträglich abgewickelt werden und eine wirkliche Alternative zum Auto gelingen. Letztlich wünsche ich mir, dass wir gemeinsam mit dem Land zu guten Lösungen für unsere Region kommen. Die Menschen aber auch die Wirtschaft in Potsdam sind auf einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr angewiesen.

Ihr Jann Jakobs