„Mit Baukostenbegrenzung zu bezahlbarem Wohnraum“

Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ startet

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Am 1. Oktober 2024 startet das neue Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN), das die soziale Wohnraumförderung und die energetische Förderung „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) laut Bundesbauministerium zielgerichtet ergänzt. Im Fokus sind die Begrenzung der Baukosten, die Reduktion von CO2-Emissionen und die Optimierung der Wohnfläche. „Damit wird der neue Wohnraum nicht nur bezahlbar, sondern auch klimaangepasst“, schreibt das Ministerium. Dieses Jahr stehen 350 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung, im kommenden Jahr weitere 1,65 Milliarden Euro.

„Mit KNN werden wir zeigen, dass Klimaschutz und Bauen zusammengehen können“, zeigt sich Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, überzeugt: „Wir gehen bei diesem Programm nicht über das Thema Energiestandard, sondern schauen uns das Haus von der Entstehung bis zum Betrieb an. Ziel ist es, möglichst viel ‚Graue Energie‘ vom Beginn bis zum Betrieb zu sparen. Dabei immer im Blick: die Baukosten. Wer die guten Fördermöglichkeiten von KNN in Anspruch nehmen will, muss nachweisen, dass er den Baukostenrahmen und die Vorgaben zur Flächenbegrenzung einhält. Damit wollen wir einen Anreiz auch in Richtung Wirtschaft setzen, Bau- und Kaufwilligen Angebote zu machen, preisgünstig und qualitativ anspruchsvoll zu bauen. Und, ganz wichtig, wie die Baukosten eingehalten werden, entscheiden die Bauherren. Dass bedeutet, KNN zeichnet vor, was der Gebäudetyp E künftig weiterführen wird. Unsere Prognose ist, dass durch KNN bis zu 150.000 neue Wohnungen und Häuser entstehen können. Damit stabilisieren wir weiter die Bau- und Immobilienbranche, schaffen Wohnraum im unteren und mittleren Preissegment und setzen Innovationen wie die Lebenszyklusanalyse im Wohnungsbau um.“

Die Förderung erfolgt mittels zinsverbilligter KfW-Kredite. Der Zinssatz für ein Darlehen mit 35 Jahren Laufzeit und 10 Jahren Zinsbindung wird zum Start bei rund 2,0 Prozent liegen. Darlehen mit 10 Jahren Laufzeit und 10 Jahren Zinsbindung gibt es am 1. Oktober 2024 zu einem Zinssatz von rund 1,0 Prozent.
Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Förderung sind unter anderem die Einhaltung der energetischen Standards Effizienzhaus 55 bzw. Effizienzhaus 40, der Ausschluss von fossilen Brennstoffen und die Einhaltung der Anforderungen an die Treibhausgasemissionen. Die Kostenobergrenze ist nicht statisch. Sie hängt von verschiedenen projektspezifischen Faktoren ab, unter anderem davon, wo gebaut wird, wie geheizt wird, wieviel Heizenergie benötigt wird und vom aktuellen Baupreisindex.

„Zinsverbilligung kann Schub geben“

Die Immobilienwirtschaft freue sich über den Startschuss zum Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN). „Die Zinsverbilligung kann dem Wohnungsbau einen echten Schub geben“, sagt Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Dabei bewerte die Immobilienwirtschaft es als positiv, dass im neuen Förderprogramm bis zu 100 Prozent der förderfähigen Kosten finanziert werden können. Statt einer Deckelung des Betrags auf 100.000 Euro pro Wohneinheit wären allerdings 150.000 Euro praxisnäher gewesen. „Bezahlbarer Wohnraum braucht in diesen Zeiten die ganze Kraft – da ginge mehr“, erklärt Schöberl.

Der ZIA habe es begrüßt, dass dieses Förderprogramm nicht mit den Auflagen für EH 40 verbunden wird, sondern EH 55 Maßstab wird und die Grenzwerte sich am Lebenszyklus orientieren sollten. Der Nachweis solle nun über das Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude Plus“ (QNG-Plus) erbracht werden „Das ist mit Mehrkosten und unnötiger bürokratischer Extra-Planung verbunden“, kritisiert Schöberl.

Der ZIA dringe darauf, dass es bei den Zinssätzen der KfW-Programme mehr Verlässlichkeit gebe. Bei dem bereits eingeführten Programm „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) sei der Zinssatz seit Einführung im März 2023 mindestens 15-mal angepasst worden. „Wir wollen die Bundesregierung überzeugen, dass Investoren mehr Planbarkeit durch verlässliche KfW-Zinssätze bekommen. Das ist auch für das Programm KNN sehr wichtig.“

„Mietpreiskorridor fehlt“

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW begrüße nach Worten seines Präsidenten Axel Gedaschko, dass das Förderprogramm KNN endlich an den Start gehe. „Seit mehr als zwei Jahren herrscht beim Wohnungsbau eine Phase der Unsicherheit, die Gift für die Planungsvorhaben der sozial orientierten Wohnungsunternehmen ist. 70 Prozent unserer Unternehmen haben in einer Umfrage angegeben, dass sie im kommenden Jahr aufgrund der schlechten Bau- und Finanzierungsbedingungen nicht neu bauen können. Der Programmstart ist vor diesem Hintergrund ein positives Signal, die Förderbedingungen müssen aber weiter verbessert werden.“

Der GdW habe sich laut Gedaschko bei der Ausgestaltung der Förderbedingungen intensiv dafür eingesetzt, dass keine höheren Anforderungen als der Standard eines Effizienzhauses 55 (EH 55) vorgeschrieben werden, eine Mietobergrenze eingeführt und die Förderung nicht auf Nichtwohngebäude ausgeweitet werde. „Die Nichteinführung einer Mietobergrenze und die Ausweitung des Programms auf Nichtwohngebäude wurden seitens des Ministeriums mit beihilferechtlichen Unsicherheiten begründet. Wir werden uns weiterhin für eine Verbesserung der Förderbedingungen und für eine ausreichende finanzielle Ausstattung des Programms einsetzen.“

Wenn beim bezahlbaren Wohnungsbau wirklich etwas bewegt werden solle, dann müsse die Regierung ein breit angelegtes Zinsprogramm mit Zinssenkung auf 1 Prozent schaffen. „Das ist für den Staat durch die dann steigende Baukonjunktur kostenneutral. Und in Kombination mit dem seriellen und modularen Bauen wären dann wieder garantierte, bezahlbare Mieten von 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter möglich.“