Mietsteigerungen an Hochschulstandorten moderater

IW-Studie: Scheinbare Verschnaufpause ist noch keine Entwarnung.

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Nach sehr starken Mietpreissteigerungen in den letzten Jahren fiel das Mietwachstum an den Hochschulstandorten im Durchschnitt zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie moderater aus. Diese scheinbare Verschnaufpause bedeutet aber keine Entwarnung. Zu diesem Ergebnis kommt der MLP Studentenwohnreport 2025, erstellt vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Die perspektivisch wieder ansteigenden Studierendenzahlen sowie die aktuell geringe Bautätigkeit bieten eine explosive Mischung und lassen erwarten, dass die Mietpreis-Dynamik in den kommenden Jahren wieder zunehmen wird. Im letzten Jahr sind die Mieten auf dem studentischen Wohnungsmarkt um 2,3 Prozent angestiegen. Im Dreijahresdurchschnitt stiegen die Mietkosten sogar um 4,6 Prozent pro Jahr. Hinzu kommt, dass Studierende weiterhin mit anderen Bevölkerungsgruppen um das knappe Wohnangebot konkurrieren.

Besonders herausfordernd ist die Situation dabei für internationale Studierende. Sie reisen erst kurz vor Studienbeginn in Deutschland ein. Ihnen fehlen häufig lokale Netzwerke und Ortskenntnisse. Beides erschwert die Wohnungssuche erheblich. Gleichzeitig ist Deutschland auf diese Gruppe dringend angewiesen – nicht nur wegen des zunehmenden Fachkräftemangels, sondern auch wegen ihres Beitrags zur nationalen Wertschöpfung. Fehlender Wohnraum entwickelt sich damit zunehmend zu einem Problem für die Attraktivität des Hochschul- und Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Die Kernergebnisse des diesjährigen Studentenwohnreports sind: Über alle 38 untersuchten Hochschulstandorte sind die Mieten qualitäts- und lagebereinigt um 2,3 Prozent gestiegen. Am stärksten stiegen in diesem Jahr die Preise im Teilsegment kleiner Wohnungen (4,3 Prozent); WG-Zimmer und möblierte Angebote auf Zeit entwickelten sich dagegen zuletzt etwas moderater (1,7 bzw. 1,6 Prozent).

Die höchsten Mietsteigerungen in den letzten drei Jahren wurden in Leipzig, Freiburg und Konstanz mit jeweils mehr als 6 Prozent pro Jahr beobachtet, während Chemnitz, Stuttgart und Trier sowie Würzburg, Tübingen und Ulm eine vergleichsweise geringe Dynamik aufwiesen. Spitzenreiter im einjährigen Betrachtungszeitraum ist Rostock mit einem deutlichen Anstieg um 9,1 Prozent. Berlin dagegen verzeichnete nach zuvor extremen Steigerungen erstmals einen leichten (kalkulatorischen) Rückgang der Mieten (–0,8 Prozent). Von einer Entspannung kann jedoch (noch) keine Rede sein, wie die durchschnittliche Mietpreissteigerungsrate der letzten drei Jahre von 5,3 Prozent pro Jahr verdeutlicht.

In München müssen Studierende für eine 30- Quadratmeter-Musterwohnung rund 840 Euro Warmmiete zahlen, womit die Stadt klar den Spitzenplatz einnimmt. Auf Rang 2 folgt Frankfurt mit rund 730 Euro. An sieben weiteren Standorten müssen Studierende mehr als 600 Euro zahlen. WG-Zimmer sind in Hamburg, Konstanz und Rostock im Verhältnis zur Musterwohnung auffallend teuer. Am günstigsten ist das Wohnen weiterhin in Chemnitz, wo die studentische Musterwohnung rund 300 Euro und ein WG-Zimmer rund 270 Euro kostet. Potsdam wurde in dem Report nicht erfasst.

Im Allgemeinen sind die Hochschulstandorte in Ostdeutschland (ohne Berlin) weiterhin deutlich günstiger als in Westdeutschland. Erstmals wurde die Studierendenquote der Standorte betrachtet. Die höchste Quote weist Darmstadt mit 25 Studierenden je 100 Einwohner auf, gefolgt von Würzburg und Heidelberg, wo nahezu jeder vierte Einwohner studiert. Nach der absoluten Anzahl wohnhafter Studierenden sind wenig überraschend die sieben größten Städte unter den Top Ten, aber auch die beliebten Universitätsstädte Münster, Aachen und Bochum.

Die BAföG-Wohnkostenpauschale wurde zum Wintersemester 2024/25 von 360 auf 380 Euro erhöht. Aktuell reicht sie nur an drei von 38 betrachteten Standorten – Bochum, Magdeburg und Chemnitz – für die Warmmiete einer studentischen Musterwohnung und an vier Standorten – ergänzt um Greifswald – für ein Muster- WG-Zimmer. Die kalkulatorische Anzahl an Quadratmetern, die man sich mit dem BAföG-Wohnkostenzuschlag an den verschiedenen Standorten leisten kann, variiert stark: In München reichen die 380 Euro lediglich für 15 Quadratmeter (Nettokaltmiete) aus, während Studierende in Chemnitz für denselben Betrag eine 62-Quadratmeter-Wohnung beziehen könnten. Die Sinnhaftigkeit des pauschalen Wohnkostenzuschusses wird dadurch durchaus in Frage gestellt – zudem bezieht ohnehin seit Jahren weniger als ein Fünftel der Studierenden BAföG und der durchschnittliche Förderbetrag ist trotz steigender Höchstsätze im letzten Jahr gesunken.

Um die soziale Lage der Studierenden zu verbessern und die Attraktivität des Standorts Deutschland für internationale Studierende und zukünftige Fachkräfte zu sichern, ist ein deutlicher Ausbau des studentischen Wohnraums erforderlich. Denn internationale Studierende sind nicht nur ein wichtiger Faktor für die Fachkräftesicherung in Deutschland, sondern tragen auch zu erheblichen gesamtstaatlichen Mehreinnahmen bei, da ihre Steuer- und Sozialabgaben mittel- bis langfristig die Ausbildungskosten übersteigen.

Die Verbleibquote internationaler Studierender ist in Deutschland im internationalen Vergleich hoch, denn auch zehn Jahre nach Studienbeginn leben noch 45 Prozent in Deutschland. Zudem arbeitet schon während des Studiums fast die Hälfte der internationalen Studierenden; sie tragen damit maßgeblich zur nationalen Wertschöpfung bei. Um allen Studierenden – inländisch wie ausländisch – passende Wohnraum-Angebote machen zu können, besteht daher ein großer Baubedarf, der nur durch tiefgreifende Reformen und eine entschlossene Baupolitik gedeckt werden kann.

Die Studie können Sie hier herunterladen.