Neue Studie der Linksfraktion im Brandenburgischen Landtag
„Die Mieten sind in erschreckendem Maß zu hoch für die meisten Menschen in Brandenburg – und das nicht nur in Berlin-Nähe”, so lautet der Studie „Mieten und Wohnen in Brandenburg“. Sie wurde von der Linksfraktion im Brandenburger Landtag veröffentlicht. Über die Ergebnisse berichtete am 25. Mai unter anderem der Tagesspiegel. Laut Linksfraktion bieten der Autor:innen Rosa Schick, Kaspar Metzkow, Andrej Holm und Valentin Regnault „fundierte Erkenntnisse zur Entwicklung der Bevölkerung, der Einkommensstruktur und vor allem zur Versorgung mit leistbarem, sozialem Wohnraum“. Das hohe Mietniveau in Potsdam habe sich vom Rest der Mark abgekoppelt.
Die wichtigsten Ergebnisse wurden in einer Pressemitteilung zusammengefasst:
Über den Zeitraum der letzten zehn Jahre sind die Angebotsmieten (nettokalt) kontinuierlich angestiegen. Lag die durchschnittliche Angebotsmiete 2013 noch bei 5,17 Euro, stieg sie bis 2023 auf eine Höhe von 8,12 Euro pro Quadratmeter (nettokalt). Das entspricht einer Steigerung um 2,96 Euro und damit um 57 % (Immoscout 2023). Dabei waren die Mieten im Umland Berlins stets höher als im Rest Brandenburgs. Die Steigerungen weiten sich im Laufe der Jahre immer mehr über das gesamte Bundesland aus und betreffen auch Kreise und Städte außerhalb des Berliner Umlands.
Über 430.000 Haushalte in Brandenburg (34,1 %) sind auf Mietkosten unterhalb von 600 Euro im Monat angewiesen. Weitere knapp 315.000 Haushalte (24,8 %) sollten nicht mehr als 900 Euro pro Monat für das Wohnen ausgeben, um die Leistbarkeitsgrenze nicht zu überschreiten.
Fast 290.000 Haushalte sind von Ihrem Einkommen auf Mieten von maximal 10 €/m² (bruttowarm) angewiesen, um die Grenze der Leistbarkeit (max. 30 % Mietkostenbelastung) nicht zu überschreiten. Abzüglich der Betriebs- und Heizkosten entspricht das einem Quadratmeterpreis von maximal 6,82 €/m² (nettokalt).
Mietbelastung häufig über 30 %
Die durchschnittliche Bruttokaltmietbelastung betrug 2022 in Brandenburg 25,3 %, die Bruttowarmmietbelastung lässt sich auf etwa 2 % schätzen. Für Haushalte, die 2019 oder später in ihre Wohnung gezogen sind, lag die durchschnittliche BKB mit 27,5 % über zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt (Statistisches Bundesamt 2024c). Für armutsgefährdete Haushalte, welche etwa 14 % der Bevölkerung ausmachen, lässt sich sogar eine Steigerung der mittleren Mietbelastung von 31 % auf 33 % verzeichnen. Das heißt zum einen, dass die Hälfte aller armutsgefährdeten Haushalte sogar mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden muss und zum anderen, dass der tatsächlich aufzuwendende Anteil (also mit Heiz- und Warmwasserkosten) noch darüber liegt (Amt für Statistik Berlin Brandenburg 2023).
Den etwa 260.000 sozialwohnungsberechtigten Haushalten (20,4 % aller Haushalte) im Land Brandenburg stehen nicht einmal 20.000 Sozialwohnungen (1,6 % aller Wohnungen) gegenüber.
430.000 Haushalte in Brandenburg (34 %) müssen mit einem monatlichen Einkommen von maximal 2.000 Euro auskommen und sind auf günstige Mieten angewiesen. Das soziale Mietwohnungssegment aus der Summe von Belegungsbindungen, kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen beträgt landesweit nur 270.000 Wohnungen (19 %). Um langfristig allen Haushalten eine leistbare Miete zu sichern, müsste der Bestand an Wohnungen, die nach sozialen Kriterien vergeben und bewirtschaftet werden, um mindestens 150.000 Wohnungen ausgeweitet werden.
Die Situation in Potsdam
In Potsdam ist die Bevölkerung seit 2011 um 17,4 Prozent auf 183.154 Einwohner*innen (2021) gewachsen. Die mittlere Bestandsmiete stieg laut Studie seit 2013 um 29 Prozent auf 7,68 Euro pro Quadratmeter (nettokalt) im Jahr 2022, während die mittlere Angebotsmiete im gleichen Zeitraum auf 11,84 Euro pro Quadratmeter stieg (61 Prozent). Bei Neuvermietungen liegt die Differenz zwischen Bestands- und Angebotsmieten bei 4,07 Euro pro Quadratmeter, 53 Prozent über dem Bestandsniveau.
Bei einem maximalen Mietkostenanteil von 30 Prozent eines mittleren Pro-Kopf Einkommens können Mieter*innen in bestehenden Mietverhältnissen etwa 56,3 Quadratmeter zu einem leistbaren Preis bewohnen, während bei Neuvermietungen nur 40,9 Quadratmeter bewohnt werden können.
Die Studie können Sie hier herunterladen.