Stadtplaner und Stadtforscher Frank Eckardt zur aktuellen Wohnraumlage

Ein Interview mit dem Stadtplaner und Stadtforscher Frank Eckardt brachten PNN und Tagesspiegel am 14. Januar. Unter anderem kommt hier der aktuelle Wohnraummangel zur Sprache.
Eckardt erklärt, es habe es zwar im historischen Vergleich noch nie so viel gebauten Wohnraum in Deutschland gegeben wie heute. Jedoch habe sich das Wohnbedürfnis stark verändert. Viele Menschen empfinden ihren Wohnraum als nicht ausreichend. Dabei habe im Durchschnitt eine Person heutzutage doppelt so viel Wohnraum zur Verfügung wie noch vor 30 Jahren. Dies habe sich aber nicht gleichmäßig über die Gesellschaft verteilt.
Besonders bei Menschen mit geringem Einkommen gebe es eine deutliche Zunahme der Belastung, was die Wohnkosten und die Wohnqualität betreffe. „Gleichzeitig haben die Angebote im Niedrigmietsektor, wie Sozialwohnungen, abgenommen. Viele Menschen zahlen weit über die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen, auch für die Mittelschicht ist es teilweise nicht so einfach. Dennoch: Große Teile der Gesellschaft wohnen besser als je zuvor“, so Eckardt.
Die großen Wohnungsbaugesellschaften nehmen nach Ansicht des Stadtplaners eine wichtige Rolle in der aktuellen Lage ein. „In erster Linie arbeiten sie mit großen Wohnanlagen profitorientiert. Das kann man als Problem sehen. Aber auch sehr viele kleine Eigentümer, die nur eine Wohnung oder drei, vier Häuser haben, denken so.“
Eckhardt fordert, Eigentümer mehr in die Pflicht zu nehmen. Dabei verweist er insbesondere auf den Leerstand. Bis die Eigentümer darauf angesprochen werden, dauere es Jahre, so Eckardt. „Es braucht eine kulturelle Veränderung, damit wir als Gesellschaft nicht mehr akzeptieren, dass sechs Millionen Menschen in zu kleinen Wohnungen leben und Millionen Häuser leer stehen. Wir haben im Grundgesetz den Artikel 14: ‚Eigentum verpflichtet‘. Davon sehe ich gar nichts.“ Zudem wünscht sich der Stadtplaner eine proaktive Rolle der Politik beim Thema sozialer Wohnungsbau.