ProPotsdam-Neubauviertel am früheren Tramdepot komplett umgestellt

Mit dem Neubauquartier der ProPotsdam am früheren Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee ist zu Beginn der Heizsaison am 1. Oktober das erste Viertel in Potsdam komplett auf Fernwärmeversorgung aus Tiefengeothermie umgestellt worden. Das hat Lena Maria Hillebrand, Sprecherin des Energie und Wasser Potsdam (EWP), der MAZ mitgeteilt. Gut 340 Wohnungen werden mit Erdwärme versorgt.
Die Tiefenbohrung in der Heinrich-Mann-Allee war nach Angaben der EWP als „erste ihrer Art im gesamten Großraum Nordostdeutschland“ ein „Pionierprojekt“. Die erwartete Leistungsprognose sei „um das Doppelte übertroffen“ worden, so Hillebrand. Die Anlage könne vier Megawatt Leistung bringen, das entspreche dem Wärmebedarf von fast 7000 Haushalten. „Diesen Glücksfall haben wir für uns nutzbar gemacht, indem wir die oberirdischen Anlagen, vor allem die Energiezentrale, deutlich vergrößert haben.“ Die Gesamtinvestition belaufe sich „nach aktuellem Stand auf ca. 30 Millionen Euro für die doppelte Leistung“.
Über einen zweiten Abschnitt soll laut EWP-Sprecherin Wärme für das Potsdamer Fernwärmenetz kommen, das aktuell noch über das gasbetriebene Heizkraftwerk Süd beliefert wird. Technische Herausforderung: Das Wasser aus der Tiefe ist mit 47 Grad Celsius deutlich kühler als das Wasser aus dem Heizkraftwerk, muss deshalb vor der Einleitung ins Netz zusätzlich erhitzt werden. Die EWP-Geschäftsführung rechnet bei „ganzjährigem Betrieb“ der Anlagen in der Heinrich-Mann-Allee mit einem Stromverbrauch von „15 GWh pro Jahr, wobei bis zu 95 Prozent dieser elektrischen Arbeit in Nutzwärme umgewandelt werden“. Diese Information hat die MAZ in der Antwort des Rathauses auf eine große Anfrage der Fraktion BVB/Freie Wähler in der Stadtverordnetenversammlung zur Wärmewende gefunden.
Bis 2035 sollen die beiden betagten Kraftwerksblöcke des Heizkraftwerks komplett heruntergefahren sein. Politisches Ziel ist es, die Fernwärme bis dahin stadtweit zu einem erheblichen Teil auf regenerative Energiequellen aus dezentral platzierten Erzeugerparks umzustellen.
Der Anlagenteil 2 in der Heinrich-Mann-Allee befinde sich „in Bau“, sagt Hillebrand: „Um die zugesagten Fördermittel zu vereinnahmen, muss diese Anlage spätestens Ende 2027 in Betrieb genommen werden. Da die Bauarbeiten voll im Zeitplan liegen, gehen wir aktuell davon aus, dass der Termin gehalten wird.“ Weitere Tiefengeothermieanlagen sind laut EWP in der Gartenstraße, in Babelsberg und im Industriegelände Potsdam-Süd geplant.








