Einwohnerzahl in Hauptstadtregion deutlich gestiegen

Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit neuen Details aus dem Zensus 2022

Im Rahmen des Zensus wurden viele Merkmale sowohl zum Stichtag 9. Mai 2011 als auch zum Stichtag 15. Mai 2022 erfragt. Anhand der Daten kann die Entwicklung der Einwohnerzahl und der Wohnsituation im Berliner Umland und im Weiteren Metropolenraum über einen längeren Zeitraum betrachtet werden. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Strukturräumen und zwischen den Jahren untersucht.

Die Einwohnerzahl in der Hauptstadtregion ist zwischen den beiden Zensuserhebungen deutlich gewachsen (+6,7 %), regional gibt es jedoch Unterschiede. In Berlin nahm sie von 2011 bis 2022 um 9,3 % oder 300.000 Personen zu, in Brandenburg um knapp 80.000 Personen (+3,2 %). Dabei vergrößerten sich die Gemeinden im Berliner Umland überproportional stark um +13,6 % auf ca. 1,02 Mill. Personen und waren somit hauptsächlich für das Bevölkerungswachstum in Brandenburg verantwortlich. Potsdam verzeichnete von 2011 bis 2022 ein Wachstum um 17,2 %. Die Gemeinden des Weiteren Metropolenraums schrumpften hingegen um fast 45.000 Personen (–2,5 %) auf ca. 1,51 Millionen Personen.

Starker Zuzug im Berliner Umland

In der Bevölkerungsentwicklung Brandenburgs lassen sich somit zwei gegenläufige Bewegungen identifizieren: Während ganz Brandenburg eine recht geringe Geburtenrate und einen Sterbeüberschuss vorweist, ist das Berliner Umland durch einen starken Zuzug aus Berlin und dem Ausland geprägt. Dieser Zuzug kann die natürlichen Bevölkerungsverluste ausgleichen und sogar umkehren. Im Weiteren Metropolenraum, der von Abwanderung und niedrigen Geburtenraten geprägt ist, findet dies nicht statt.

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg umfasst die Bundesländer Berlin und Brandenburg. Brandenburg wird dabei in zwei Strukturräume unterteilt: das Berliner Umland und den Weiteren Metropolenraum. Die 51 Brandenburger Gemeinden, die direkt an Berlin angrenzen, bilden das Berliner Umland. Dieses Gebiet schließt direkt an die Besiedlung von Berlin an und ist im Vergleich zu den ländlichen Gemeinden im Weiteren Metropolenraum eher städtisch geprägt. Alle Brandenburger Gemeinden außerhalb dieses Verflechtungsraums gehören zum Weiteren Metropolenraum (362 Gemeinden).

Spitzenreiter unter den Umlandgemeinden ist die Gemeinde Schönefeld, die um über 5.000 Personen gewachsen ist, was einer Zunahme von über 40 % entspricht. Weitere Gemeinden mit hohen Zuwachsraten sind Wustermark mit einem Plus von rund 30 % und Großbeeren mit rund 23 %. Die am stärksten gewachsene Gemeinde Brandenburgs, die nicht im Berliner Umland liegt, ist Oberbarnim im Landkreis Märkisch-Oderland mit 39 %.

Vor allem im Süden und Norden Brandenburgs gibt es viele Gemeinden, die zwischen 2011 und 2022 über 10 % ihrer Bewohnenden verloren haben. Zusammengefasst heißt das: Je weiter die Gemeinden von Berlin entfernt liegen, desto höher sind die Bevölkerungsverluste. Die Stadt Mühlberg/Elbe im Landkreis Elbe-Elster beispielsweise hat seit 2011 ca. 18 % ihrer Bevölkerung verloren. Auch Eisenhüttenstadt oder die Stadt Welzow im Landkreis Spree-Neiße verbuchen zweistellige Verlustraten.

Der Blick auf die Bevölkerungsdichte zeigt, dass das Berliner Umland viel dichter besiedelt ist als der Weitere Metropolenraum. Direkt an Berlin angrenzende Gemeinden wie Kleinmachnow, Glienicke/Nordbahn oder Falkensee weisen 2022 eine Bevölkerungsdichte von über 1.000 Bewohnenden/km² auf. In der Gemeinde Münchehofe im Landkreis Dahme-Spreewald leben dagegen knapp sieben Menschen auf einem Quadratkilometer. Ausnahmen bilden die dichter besiedelten kreisfreien Städte Potsdam, Cottbus, Brandenburg an der Havel und Frankfurt/Oder, die ebenfalls so dicht besiedelt sind wie viele Gemeinden im Berliner Umland.

Auch im Zeitvergleich zeigen sich Unterschiede: Lebten 2011 in Eisenhüttenstadt noch ca. 440 Personen auf einem Quadratkilometer, waren es elf Jahre später nur noch knapp 372 Personen. In der Gemeinde Teltow/Stadt dagegen wohnten 2011 durchschnittlich 1.035 Menschen auf einem Quadratkilometer, 2022 waren es schon 1.260. In Berlin ist die Bevölkerungsdichte deutlich höher als in Brandenburg und lag 2022 bei ca. 4.000 Personen/km².

Mehr Einpersonenhaushalte auch in schrumpfenden Gemeinden

Insgesamt gab es in Brandenburg 2022 rund 1,27 Millionen Haushalte, 85.000 mehr als 2011. Die größte Gruppe unter den Haushaltstypen machten 2011 und 2022 die Einpersonenhaushalte aus. Ihr Anteil stieg in ganz Brandenburg von gut einem Drittel auf fast 42 %. Im Berliner Umland und im Weiteren Metropolenraum nahm die Gruppe der Alleinlebenden auf leicht unterschiedlichem Niveau zu.

Weit über die Hälfte der Brandenburgerinnen und Brandenburger lebte 2022 als Paar zusammen, davon etwa 30 % ohne und etwa 20 % mit Kindern in einem Haushalt. Zwischen 2011 und 2022 haben sich diese Werte jedoch verringert. Dies gilt gleichermaßen für das Berliner Umland und den Weiteren Metropolenraum. Der Anteil der alleinerziehenden Elternteile lag nahezu unverändert bei ca. 8,5 %. Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie (wie Wohngemeinschaften) machen mit knapp 2 % nur einen sehr geringen Anteil der Haushaltsformen aus.

Eine Ausnahme ist die Gemeinde Schönefeld. Möglicherweise beeinflusst durch den Ausbau des Flughafens und den damit verbundenen Zuzug von Arbeitskräften nahm die Zahl der Haushalte um 50 % zu. Die Zahl der Einpersonenhaushalte stieg überproportional an und verdoppelte sich fast. In Eisenhüttenstadt hingegen nahm die Zahl der Haushalte von gut 15.000 auf rund 13.500 ab. Dabei stieg die Zahl der Einpersonenhaushalte um 16 % an. Gleichzeitig gab es einen sehr deutlichen Verlust bei den Paaren mit Kindern (–46 %) und ohne Kinder (–26 %). Der Trend zu mehr Einpersonenhaushalten kann somit auch in schrumpfenden Gemeinden nachgewiesen werden.

Seniorenhaushalte in Brandenburg

Die Zahl der Haushalte, in denen ausschließlich Personen über 65 Jahre wohnen, nahm in Brandenburg um etwa ein Viertel von rund 280.000 auf rund 350.000 zu. Die Zahl der gemischten Haushalte, in denen Seniorinnen und Senioren mit Jüngeren zusammenleben, blieb nahezu unverändert. Die Zahl der Haushalte ohne Personen ab 65 Jahre blieb ebenfalls konstant, allerdings machte diese Haushaltsform 2022 nur noch 63 % statt 67 % aller Haushalte aus.

Im Berliner Umland gibt es etwas weniger Seniorenhaushalte als im Weiteren Metropolenraum, allerdings werden es auch dort mehr. In Ahrensfelde beispielsweise stieg die Zahl der Seniorenhaushalte von rund 780 auf über 1.400 an. In Gemeinden des Weiteren Metropolenraums wie Kasel-Golzig (Dahme-Spreewald), Triglitz (Prignitz) und Briesen (Spree-Neiße) hat sich bei nahezu gleichbleibender Anzahl der Haushalte die Zahl der Seniorenhaushalte verdoppelt.

Ein Anstieg von Haushalten ohne Personen ab 65 Jahre konnte, ähnlich der Entwicklung bei Einpersonenhaushalten, in den Gemeinden Schönefeld und Oberbarnim festgestellt werden. Es ist also davon auszugehen, dass dort nun mehr junge Menschen in Einpersonenhaushalten wohnen.

Größere Wohnfläche bei Paaren im Berliner Umland

Die Wohnfläche, die ein Haushalt in Brandenburg im Durchschnitt für sich in Anspruch nimmt, ist im Vergleichszeitraum von 84,8 m² auf 89,1 m² gestiegen. Waren es im Jahr 2011 im Berliner Umland 87,5 m² und im Weiteren Metropolenraum 83,3 m² pro Haushalt, so waren es elf Jahre später bereits 3 m² bzw. 5 m² mehr.

Die größte durchschnittliche Wohnfläche wurde 2022 von Paaren mit Kind(ern) genutzt (Berliner Umland: 120 m²; Weiterer Metropolenraum: 117,4 m²). Bei Paaren ohne Kinder waren es durchschnittlich rund 19 m² weniger. Die Wohnfläche pro Haushalt hat über alle Haushaltstypen hinweg zugenommen. Zwischen Berliner Umland und Weiterem Metropolenraum gibt es keine signifikanten Unterschiede.

In großen Gemeinden steht weniger Wohnfläche zur Verfügung. Beispielsweise liegt in den kreisfreien Städten oder Gemeinden wie Eberswalde die durchschnittliche Wohnfläche eines Haushalts bei ca. 70 m². Dagegen haben die Gemeinden Mühlenfließ und Planetal (beide im Landkreis Potsdam-Mittelmark) die höchste durchschnittliche Wohnfläche mit 125 m² vorzuweisen. Das trifft auch für Gemeinden aus dem Berliner Umland wie Kleinmachnow mit über 120 m² zu. Die größten Zuwächse bei der durchschnittlichen Wohnfläche finden sich ausschließlich im Weiteren Metropolenraum. In der Gemeinde Frauendorf (Oberspreewald-Lausitz) legte sie zwischen 2011 und 2022 um über 20 m² zu. In der Gemeinde Schönefeld sank die durchschnittliche Wohnfläche um fast 2 m².

In Potsdam Anteil an Mehrfamilienhäusern hoch

Der häufigste Gebäudetyp in Brandenburg ist mit drei Viertel aller Gebäude das Einfamilienhaus. Dieser Anteil hat im Vergleich zum Zensus 2011 um 3 % zugenommen. Im Berliner Umland beträgt der Anteil der Einfamilienhäuser sogar 80 %, während es im Weiteren Metropolenraum etwas weniger sind.

Die höchste Dichte an Einfamilienhäusern mit knapp über 90 % haben die Gemeinden Schulzendorf, Panketal, Fredersdorf-Vogelsdorf und Leegebruch im Berliner Umland sowie Rehfelde und Spreenhagen im Weiteren Metropolenraum. In den Gemeinden Hennigsdorf, Eisenhüttenstadt, Eberswalde und Potsdam ist mit etwa 35 % der höchste Anteil an Mehrfamilienhäusern zu finden.

Teuerste Miet-Gemeinden liegen im Berliner Umland

Knapp über die Hälfte der Wohnungen in Brandenburg waren 2022 vermietet. Dabei ist der Anteil im Berliner Umland (53,4 %) geringfügig höher als im Weiteren Metropolenraum (50,6 %). Eine Veränderung zu 2011 gab es nicht. Die meisten von der Eigentümerin oder dem Eigentümer bewohnten Wohnungen gab es mit 80,5 % in Schulzendorf, die meisten vermieteten Wohnungen mit 80,7 % in der Landeshauptstadt Potsdam. Insgesamt liegen neun von zehn Gemeinden mit dem höchsten Mieteranteil im Berliner Umland.

Die Nettokaltmiete lag 2022 für Brandenburger Haushalte bei durchschnittlich 6,20 EUR/m². Haushalte im Berliner Umland mussten mit 7,38 EUR/m² deutlich tiefer in die Tasche greifen. In den übrigen Gemeinden waren es durchschnittlich 5,45 EUR/m². Deutlich über 8 EUR/m² mussten ausschließlich im Berliner Umland gezahlt werden, u. a. in Dallgow-Döberitz (8,43 EUR/m²), Kleinmachnow (8,42 EUR/m²), Hoppegarten (8,58 EUR/m²), Glienicke/Nordbahn (8,45 EUR/m²) und Schönefeld (9,24 EUR/ m²). Die günstigsten Durchschnittsmieten im Berliner Umland gibt es in den Gemeinden Erkner (6,03 EUR/m²), Strausberg (6,08 EUR/m²) Rüdersdorf (5,95 EUR/m²) und Seddiner See (5,55 EUR/m²).

Im Berliner Umland zahlen unter den Haushalten Paare mit Kind(ern) mit 7,72 EUR/m² die höchste Durchschnittsmiete. Im Weiteren Metropolenraum sind Mehrpersonenhaushalte mit einer durchschnittlichen Miete von 5,54 EUR/m² am stärksten belastet.
Die teuersten Gemeinden bezogen auf die durchschnittliche Mietbelastung nach Haushaltstyp liegen fast ausnahmslos im Berliner Umland. Die Gemeinden Schönefeld und Hoppegarten tauchen dabei am häufigsten im Ranking der TOP 3 auf.

Detaillierte Daten auch zu Potsdam finden Sie unter www.statistik-berlin-brandenburg.de/zensus22/lokale-daten-brandenburg