Die Brückenbauer

Der Arbeitskreis StadtSpuren feierte mit einem Sommerfest sein 25-jähriges Bestehen.

Vollbesetzt war die Tribüne der fabrik Potsdam beim Empfang des Arbeitskreises StadtSpuren. Fotos: Stefan Gloede

Mit einem Sommerfest und -Empfang in der fabrik Potsdam haben die Mitgliedsunternehmen und Koordinatoren des Arbeitskreises StadtSpuren sowie Partner*innen und Wegbegleiter*innen am gestrigen Donnerstagabend das 25-jährige Bestehen des Kooperationsprojekts gefeiert.

1997 mit sieben Mitgliedern im Vorfeld der BUGA 2001 gegründet, bringt der Arbeitskreis inzwischen die neun Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft in Potsdam an einen Tisch. Insgesamt rund 70.000 Potsdamer*innen leben im Bestand der Mitgliedsunternehmen.

PWG-1956-Vorstand Matthias Pludra.

Matthias Pludra, Vorstand der PWG 1956, reflektierte in seiner Rede das Grundanliegen des Arbeitskreises: das Gemeinsame betonen, das Trennende in den Hintergrund stellen, Brücken der Kooperation bauen – ein Thema, das sich durch den gesamten Abend zog. In den 25 Jahren des Arbeitskreises sei dieses Motiv mal weniger erfolgreich und mal mehr konstruktiv verfolgt worden. Das Ausmaß der Intensität hing von den jeweiligen Menschen ab, die im Arbeitskreis mitarbeiteten, vom Leidensdruck, vom Mut der Beteiligten und der Fähigkeit zur Kooperation.

Der Arbeitskreis hatte demnach seine Phasen: Zuerst ging es um die Bundesgartenschau, dann (kurzzeitig) um den Leerstand, danach um die Plattenbaugebiete und die Beachtung, die die die Stadt diesen Standorten schenkte. Später kamen die Betriebskosten dazu, die soziale Spaltung der Stadt, Ansätze gemeinsamen Wirtschaftens, ab 2015 der Schlaatz, ab 2017 der Neubau von Wohnungen. Jede Arbeitsphase hat seine eigenen Anekdoten, Ergebnisse und Helden.

„Die größte Leistung der im Arbeitskreis zusammenarbeitenden Unternehmen ist und bleibt die Sanierung des Wohnungsbestandes, die größte gemeinsame Leistung ist Erneuerung von riesigen Wohngebieten und die Wiederherstellung ganzer Stadtteile. Im Ergebnis zu Mietpreisen, die heutzutage auffallen, weil sie moderat, verträglich und sozial sind“, so Pludra. In der Neubauphase sei man noch heute, fuhr er fort: „Die Bundesregierung will 400.000 Wohnungen im Jahr bauen lassen, schafft das aber nicht. Rechnen wir mal raus, welchen Beitrag die Unternehmen des Arbeitskreises leisten müssten, dann läge der bei 348 Wohnungen pro Jahr. Schaffen wir auch nicht. Wie könnten wir das schaffen? In der Stadt, im Land, in der ganzen Republik? Wir brauchen eine konzertierte Aktion, einen gemeinsamen Willen, ein partnerschaftliches Handeln.“

Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der ProPotsdam.

ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal ging ebenfalls auf die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen ein, denen der Arbeitskreis sich stellen muss: darunter der Neubau, die Sanierung sowie die nächste Sanierungswelle der Gebäude, die in den 1990er-Jahren gebaut oder saniert wurden. „Wir greifen auf unsere Erfahrungen aus 25 Jahren Zusammenarbeit zurück und gehen die Herausforderungen gemeinsam an“, so Westphal. „Derzeit denken wir darüber nach, Handwerkerleistungen im Pool zu beauftragen, um eine preisstabile, zeitnahe und flächendeckende Versorgung unserer Wohnungen zu gewährleisten, Havarie- und Notdienste gemeinsam zu reorganisieren, um eine kontinuierliche und bestandsweite Sicherung aller Wohnstandorte zu ermöglichen sowie angesichts anfälliger und instabiler Lieferketten den Einkauf von Materialien, Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien gemeinsam vorzunehmen, um die Wohnqualität zu sichern.“ Diese Überlegungen gebe es nicht ohne Grund, fuhr der ProPotsdam-Chef fort. In weiten Teilen der Stadt sei es nicht mehr möglich, eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Wohnungen und die laufende Instandsetzung in vertretbaren Umfang, in einem angemessenen zeitlichen Rahmen und zu stabilen Preisen zu gewährleisten. Es fehle an Fachpersonal, Kapazitäten im Handwerk und schlichtweg an Materialien. Es gehe darum, trotzdem die einmal erreichte Wohn- und Servicequalität zu sichern und die Kosten im Zaum zu halten.

Dazu kämen noch die mit der Energiewende einhergehenden Aufgaben. Diese könne die soziale Wohnungswirtschaft nur gemeinsam mit der EWP lösen, so Westphal: Bei der Versorgung mit grüner Energie, bei der Errichtung einer ausreichenden Ladeinfrastruktur, bei der Reorganisation der Energieversorgung.

Und natürlich war auch der Krieg in der Ukraine ein Thema, denn dessen Folgen sind deutlich im Bereich Wohnen und Energie zu spüren, sei es durch die stark steigenden Energiepreise, die Inflation und die Zinsentwicklung sowie die Kostenentwicklungen am Bau. „Was die neue Normalität, wenn sie kommt, uns bringen wird, wissen wir nicht“, so Westphal. Kooperation und Gemeinsamkeit seien daher weiterhin wichtig.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert hofft eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit den StadtSpuren.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) würdigte das Wirken des Arbeitskreises. „Das ist gut, dass es die StadtSpuren gibt, weil das diejenigen sind, die steigenden Mieten entgegenwirken“, sagte er. Am Ende hätten von der Arbeit immer die Stadt Potsdam und ihre Bewohner*innen profitiert. Schubert zeigte sich überzeugt, dass man gemeinsam in den kommenden Jahren viel schaffen könne. So sei die Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzepts ohne die StadtSpuren-Unternehmen gar nicht möglich, stellte Schubert fest und lud die Unternehmen zur Zusammenarbeit ein. Auch der Posten des Wohnungsbaukoordinators, den der Oberbürgermeister im Mai geschaffen und mit Markus Beck besetzt hat, sei in Diskussion mit dem Arbeitskreis entstanden. Schuberts Fazit: Potsdam müsse für alle lebenswert bleiben.

Kulturell begleitet wurde das von der Projektkommunikation Hagenau organisierte Fest von der Musikerin Mariama und jungen Artist*innen des Circus Montelino sowie Schülerinnen der ukrainischen Artistenschule Kiew, die die Montelino-Familie bei sich aufgenommen hat. Nach dem offiziellen Programm hatten die Gäste noch die Gelegenheit zum zwanglosen Austausch und Netzwerken.

Potsdamer und Kiewer Nachwuchs-Artist*innen zeigten ihre Kunst.