Deutsche Bank: Krise lähmt Bautätigkeit

Nach 13 Jahren Boom sei die gute Stimmung abrupt gekippt.

Zinsanstieg und Baumaterialmangel habe in den letzten Monaten zu einem Unsicherheitsschock in der Immobilienbranche geführt, besagt eine aktuelle Analyse der Deutschen Bank. Doch es gebe viele gegenläufige Effekte. „Deshalb muss dies noch nicht das Ende des Hauspreiszyklus sein.“

In den letzten Monaten seien die Immobilieninvestoren und die Baubranche mit einer massiven Kostenwelle konfrontiert worden. „Die Bundrenditen erhöhten sich von Dezember von fast -0,4 % auf über 1,7  % im Juni.“ Die Hypothekenzinsen seien deutlich angezogen. Gleichzeitig erhöhte der Krieg in der Ukraine Energie- und Metallpreise und folglich auch die Baupreise, im Mai hätten sie ein Plus von 17 % gegenüber dem Vorjahr erreicht, ein 50-Jahres-Hoch. Nach 13 Jahren Boom sei die gute Stimmung abrupt gekippt und von einer „Phase exorbitant hoher Unsicherheit abgelöst“ worden.
Der Rückgang der Bautätigkeit reduziere das künftige Angebot und wirke tendenziell preistreibend. „Dies wirkt umso mehr als der Neubau im Jahr 2021 (Veröffentlichung im Mai 2022) entgegen unseren Erwartungen lahmte“, schreibt Jochen Möbert von der Deutschen Bank. „So wurden nur rund 293.000 Wohnungen gebaut und damit in etwa 13.000 weniger als im Jahr 2020.“ Noch bedeutender für die fundamentale Angebotsknappheit sei die Flüchtlingswelle aus der Ukraine. „Wir rechnen nun alleine deshalb mit einem Zuzug von aggregiert fast 1,6 Mio. Menschen im Jahr 2022 und 2023 (bisher: 1 Mio.).“ Hinzu komme die hohe Zuwanderung aus anderen Ländern, die sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 wieder normalisiert habe. Im Gesamtjahr 2021 seien netto 329.000 Personen zugezogen. „Dieser Zustrom verschärft den Mangel an Wohnraum massiv. Unseren Berechnungen nach wird die fundamentalen Angebotsknappheit erst im Jahr 2025 (bisher laut unserem Wohnungsmarktausblick: 2023) abgebaut sein.“