Denkmalstatus für Laubenganghäuser im Park Babelsberg

Ein bedeutendes Stück Architektur- und Bildungsgeschichte bleibt erhalten.

Ansicht der Wohnanlage im Park Babelsberg

Die drei Laubenganghäuser im Park Babelsberg, die seit ihrer Errichtung 1949/1950 als Wohnheime für Studierende dienen, stehen nun offiziell unter Denkmalschutz. Damit wird nicht nur ihre architektonische und städtebauliche Bedeutung gewürdigt, sondern auch ihre Rolle als Ort studentischen Lebens und Lernens über mehr als sieben Jahrzehnte hinweg anerkannt (vgl. MAZ, 07.06.2025; PNN, 09.06.2025).

Ein Ort gelebter Geschichte

Seit 1993 betreut das Studierendenwerk West:Brandenburg die Wohnheime in der Rosenstraße 40 und Umgebung. Gebäude, die zu den ersten Hochschulwohnheimen der jungen DDR gehörten. Sie wurden ursprünglich für Studierende der damaligen Richterschule errichtet, die im Schloss Babelsberg untergebracht war. Laut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) sei es ein „prestigeträchtiges Bauvorhaben von großer politischer Relevanz“ gewesen, das heute als besonderes Zeugnis der frühen DDR-Nachkriegsmoderne gelte (vgl. SPSG-Blogeintrag, zitiert nach MAZ, 07.06.2025).

Architektur mit Anspruch: funktional, modern, menschlich

Die Laubenganghäuser verkörpern eine für die DDR jener Zeit ungewöhnliche Formensprache: offen, leicht, funktional und den Prinzipien des Bauhauses verpflichtet. Wie die Architekturhistorikerin Jessica Hänsel in ihrem Essay für den Blog der SPSG darlegt, sei der Entwurf von Henrik Fischer, das städtebauliche Konzept von Robert Lenz entwickelt worden. Lenz habe zuvor am Bauhaus Dessau studiert und im Büro Le Corbusiers gearbeitet, was seinen Entwürfen eine internationale Modernität verliehen habe (vgl. SPSG-Blog, zitiert nach PNN, 09.06.2025).

Die Gebäude zeichnen sich durch filigrane Eisengeländer an den Laubengängen aus – ein gestalterisches Element, das an Schiffsarchitektur erinnere und sich bewusst vom kasernenartigen Bauen der NS-Zeit absetze (vgl. PNN, 09.06.2025). Auch die großzügig mit Glasbausteinen beleuchteten Treppenhäuser, die Kunststeinböden und die geschwungenen Geländer stünden exemplarisch für das Neue Bauen der 1920er Jahre (ebd.).

Hans Scharoun, eine Schlüsselfigur der DDR-Frühmoderne, habe laut Hänsel zudem verhindert, dass die Wohnheime in unmittelbarer Nähe zum Schloss errichtet wurden – eine Entscheidung, die bis heute den sensiblen Umgang mit dem denkmalgeschützten Park Babelsberg widerspiegele (vgl. MAZ, 07.06.2025).

Kontinuität des studentischen Wohnens

Seit ihrer Errichtung werden die Gebäude durchgängig als Wohnraum für Studierende genutzt. Eine Seltenheit bei DDR-Bauten dieser Epoche. Bereits kurz nach dem Krieg waren die Wohnheime für etwa 400 angehende Richterinnen und Richter vorgesehen, die im neuen sozialistischen Staat eine von der NS-Vergangenheit unbelastete Justiz aufbauen sollten (vgl. MAZ, 07.06.2025). Der gemeinschaftsbildende Charakter der Laubengänge habe sich dabei gut mit dem sozialistischen Ideal des kollektiven Lernens und Lebens verbunden, heißt es bei Hänsel.

Dass die äußere Gestalt der Gebäude bis heute weitgehend erhalten blieb, trotz der Entfernung des historischen Mobiliars, sei ein Glücksfall. Besonders die freie Anordnung der Häuser, die durchlässigen Fassaden und die Sichtachsen in den Park hinein gelten laut Landesdenkmalamt als „ästhetisch reizvoll“ und historisch bedeutsam (vgl. PNN, 09.06.2025).

Denkmalschutz als Zukunftsperspektive

Der Denkmalstatus der drei Wohnheime stehe für den Erhalt studentischen Wohnraums, für die Anerkennung ostdeutscher Baugeschichte und für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Nachdem 2014 eines der ursprünglich vier Gebäude abgerissen wurde und zwischenzeitlich auch der Abriss der verbliebenen drei Heime im Raum stand, markiert die jetzige Entscheidung eine klare Kehrtwende (vgl. MAZ, 07.06.2025).

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hatte den Erhalt der Wohnheime bis 2040 zugesichert, nun ist ihr Bestand darüber hinaus gesichert.

Quellen: MAZ, PNN, Blog der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG)