Dauerkrise oder Aufschwung?

Uneinigkeit bei Expert*innen zu den Perspektiven beim Wohnungsbau

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Foto: ZDB

Statt den von der Bundesregierung anvisierten 400 000 neuen Wohnungen werden 2024 wohl nur 214 000 gebaut. Das liege laut Expert*innen an den hohen Kosten, die den Bau unrentabel machen. Als Folge drohe dem Wohnungsbau nach Einschätzung von Ökonom*innen, Fachleuten und Baubranche ohne grundlegende Verbesserung der Rahmenbedingungen eine jahrelange Krise. Der Wohnungsbau werde für viele Bauträger unrentabel.

Nach Berechnungen der in Kiel ansässigen Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge), über die unter anderem die ZEIT und n-tv berichten, hätten sich die Rohbaukosten in Deutschland seit dem Jahr 2000 verdoppelt, weit überdurchschnittlich gestiegen seien vor allem die Baulandpreise. Mehr als vervierfacht hätten sich aber auch die staatlich verordneten Kosten, also die Einhaltung der Normen für den technischen Ausbau. Laut Arge habe als Folge der bundesweite Medianwert für den Bau eines Quadratmeters Wohnfläche im ersten Quartal bei 5 148 Euro gelegen. Aktuell liege der Wert bei etwa 5 200 Euro. Um diese hohen Kosten hereinzuholen, müsste die Quadratmetermiete für eine neue Wohnung derzeit bei etwa 18 Euro liegen, schätzt die Arge.

Die Baupreise für den konventionellen Wohnungsbau lägen um 36 Prozent höher als im Frühsommer 2020. „Das Bauen ist einfach zu teuer“, wird Ludwig Dorffmeister, Bau- und Immobilienfachmann des Münchner ifo Instituts, zitiert. Wohnungsunternehmen stellten vielfach Vorhaben zurück, „weil die dafür eigentlich notwendige Miete die späteren Bewohner finanziell überfordern würde“. Gleichzeitig habe der Bund seine Neubauförderung seit 2022 stark eingeschränkt. „Trotz der erwarteten Anpassungsbemühungen aller Beteiligten rechne ich mit keiner Trendwende, sondern mit weiteren herben Markteinbußen.“

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), beziffere den jährlichen Subventionsbedarf für den Wohnungsbau auf 23 Millionen Euro. Das sei vor allem für die Schaffung sozialer und bezahlbarer Wohnungen mit einer Kaltmiete von bis zu 12,50 Euro pro Quadratmeter wichtig.

Dagegen erwarte die Unternehmensberatung EY-Parthenon nach einem Bericht der Allgemeinen Bauzeitung ab nächstem Jahr eine Besserung. Die enorm gestiegenen Kredit- und Materialkosten erschwerten es weiter, Bauprojekte zu finanzieren, heiße es in einer jüngst veröffentlichten Prognose. Der Markt dürfte aber mit sinkender Inflation ein neues Gleichgewicht finden und die Politik könnte bei einer anhaltenden Baukrise eingreifen. Derweil dürften sich die historisch gestiegenen Baupreise zumindest normalisieren, hieß es. In diesem Jahr erwarteten die Expert*innen gleichwohl einen kräftigen Rückgang von 3,1 Prozent, der sich ab 2024 „langsam, aber stetig zu einem positiven Wachstum entwickeln wird“.