Die Landeshauptstadt veröffentlicht neue Bürgerumfrage „Leben in Potsdam“
Ungeachtet der mit acht Seiten ungewöhnlichen Länge des Fragebogens konnte laut Landeshauptstadt eine Rekordteilnahme an der Bürgerumfrage verzeichnet werden. Der Rücklauf betrug
44,7 %. Auch bei der Online-Teilnahme konnte ein neuer Bestwert festgestellt werden. Ein Viertel (25,8 %) füllte den Fragebogen online aus.
Den erheblichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zum Trotz, vergeben die Potsdamer*innen Bestnoten für die Lebensqualität. Knapp jede*r Vierte (24,8 %) bewertet sie als
„sehr gut“. 79,1 % der Teilnehmenden schätzen diese auch in ihrem Stadt- bzw. Ortsteil als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Zur Wohnsituation gab es spannende Detailinformationen.
Verkehr und Wohnen meistgenannten Probleme
Bei der offenen Frage nach den aktuell größten Problemen in Potsdam betreffen rund 40 % der über 5 500 Nennungen den Verkehr in der Stadt. Neben der allgemeinen Verkehrssituation werden insbesondere die Baustellen als dringendstes Problem benannt. Ein deutlich geringerer Anteil der Nennungen entfällt mit rund 17 % auf Themen rund um das Wohnen. Wie in den Vorjahren werden vornehmlich die zu hohen Mietkosten und das mangelnde Wohnungsangebot wahrgenommen.
Mietwohnkosten in Potsdam steigen weiter
Die Mieterinnen und Mieter in Potsdam zahlen monatlich im Durchschnitt 656 Euro für die Kaltmiete. Dafür bewohnen sie durchschnittlich 2,9 Wohnräume auf 76 m², hat die Landeshauptstadt errechnet. Die Grund- bzw. Kaltmiete ist seit 2013, dem Jahr der ersten Bürgerumfrage, um 1,90 Euro auf 8,70 Euro/m² gestiegen. Ebenso stiegen die Heiz- und Betriebskosten für die Miethaushalte in Potsdam um 0,20 Euro an. Diese liegen nun bei durchschnittlich 2,60 Euro/m².
Fast zwei Drittel der befragten Mieterinnen und Mieter geben an, dass sich die Kaltmiete ihrer Wohnung in den letzten sechs Jahren erhöht hat. Im Durchschnitt wenden die Miethaushalte in Potsdam 30 % ihres Einkommens für die Zahlung der Gesamtmiete auf. Besonders für Haushalte, die ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1 000 Euro aufweisen, kann eine hohe Mietbelastungsquote festgestellt werden. Dies gilt ebenso für erwerbslose Personen, die Gruppe der Schüler, Studierenden und Auszubildenden, Alleinerziehende und Alleinlebende
sowie Personen, die öffentliche Grundleistungen beziehen. Bei der Bewertung verschiedener Eigenschaften der eigenen Wohnung zeigen sich die Mieterinnen und Mieter mit der Wohngegend am zufriedensten. Am unzufriedensten sind sie mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wohnstatus und Wohnungsgröße
71,4 % der Antwortenden wohnten zur Miete. Knapp 25,6 % von ihnen sind Mieter bei einer Wohnungsbaugenossenschaft und 18 % bei der GEWOBA bzw. bei ProPotsdam. Mehr als ein Drittel (34,8 %) der 65-Jährigen oder älteren Teilnehmenden wohnt bei einer Wohnungsbaugenossenschaft zur Miete, während es bei den 30-bis unter 50-Jährigen 17,7 % sind. In der jüngsten Al-
tersgruppe unter 30 Jahren gehören 23,9 % dazu. Bezogen auf ein Mietverhältnis bei der GEWOBA/ProPotsdam sind es bei der jüngsten Altersgruppe 15,1 % und bei der ältesten 22,2 %.
Teilnehmende mit einem Migrationshintergrund leben häufiger (26,1 %) in einer Wohnung der GEWOBA/ProPotsdam als Personen ohne Migrationshintergrund (16,7 %). Auch Alleinerziehende (30,8 %) sind deutlich häufiger Mieter bei der GEWOBA/ProPotsdam als andere Haushaltstypen.
Darüber hinaus ist der Anteil der Miethaushalte bei der GEWOBA/ProPotsdam umso kleiner, je höher das monatliche Nettoeinkommen ist. In der Einkommensklasse unter 1 000 Euro wohnen 25,5 % der Miethaushalte bei der GEWOBA/Pro-Potsdam. Bei Miethaushalten, die pro Monat 4 000 oder mehr zur Verfügung haben, sind es 9,1 %.
Der Anteil der Personen, die in einer Wohnung der GEWOBA/ProPotsdam leben, ist mit 25,1 % in Sozialraum V (Stern, Drewitz, Kirchsteigfeld) am höchsten, während in Sozialraum I (Nördliche Ortsteile) niemand zu dieser Gruppe zählt.
Der Anteil von Miethaushalten einer Wohnungsbaugenossenschaft ist in Sozialraum VI (Schlaatz, Waldstadt I und II, Potsdam Süd) mit 45,8 % überdurchschnittlich hoch. Dieser ist wiederum in den Nördlichen Ortsteilen mit 7,2 % am geringsten ausgeprägt.
In einer Genossenschaftswohnung leben besonders häufig Personen, die 65 Jahre oder älter sind. 37,9 % dieser Altersgruppe sind Mieter einer Wohnung, die zum Bestand einer Wohnungsbaugenossenschaft gehört. Dieser Anteil sinkt außerdem mit zunehmender Haushaltsgröße.
Miethaushalte, die in der Wohnung eines sonstigen Eigentümers leben, sind in den Nördlichen Ortsteilen mit einem Anteil von 91,3 % überdurchschnittlich häufig. In Sozialraum VI (Schlaatz, Waldstadt I und II, Potsdam Süd) wohnt mit 29,9 % ein vergleichsweise kleiner Anteil in der Wohnung eines sonstigen Eigentümers.
Je höher das monatliche Haushaltsnettoeinkommen der teilnehmenden Miethaushalte ist, desto eher mieten sie bei einem sonstigen Eigentümer. 74,8 % der Miethaushalte in der Einkommensklasse von 4 000 Euro oder mehr gehören dazu, während es bei Miethaushalten, die 1 000 Euro oder weniger pro Monat zur Verfügung haben, 42,9 % sind. Noch geringer
ist dieser Anteil bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen zwischen 1 000 und 2 000 Euro (41,4 %).
Die gesamte Umfrage können Sie hier herunterladen.