Herausragende Projekte integrierter Quartiersentwicklung in Stadt und Land ausgezeichnet
Das Projekt ‚Gegen den Strom – Soziale Stadt Wulsdorf‘ des kommunalen Wohnungsunternehmens STÄWOG aus Bremerhaven hat den renommierten Preis Soziale Stadt gewonnen. Die erstmals mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit dem Deutschen Nachbarschaftspreis in Berlin vergeben.
Das Siegerprojekt steht stellvertretend für das große soziale Engagement, welches zahlreiche Akteure bundesweit in vielen Stadtteilen erbringen. Über 180 Projekte haben sich am Preis Soziale Stadt beteiligt. Eine hochkarätige Jury unter Vorsitz von Dr. Frank Jost, vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V., hat aus 30 Teilnehmern in der engeren Wahl den Sieger gekürt. Der Wettbewerb wurde seit dem Jahr 2000 bereits zum zehnten Mal ausgelobt.
„Wir freuen uns besonders über die starke Beteiligung der Wohnungswirtschaft an diesem besonderen Preis“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der Preisverleihung. „Das ist ein Zeichen dafür, wie stark soziale Verantwortung in den Unternehmensstrategien verinnerlicht ist.“ Mit dem Gewinnerprojekt zeige die STÄWOG Bremerhaven anschaulich, wie sich ein Stadtteil über viele Jahre verändert. Heute biete Wulsdorf eine ganz andere Lebensqualität, als noch vor 20 Jahren. Das Unternehmen beweise damit eine umfassende und langfristige Planung bei der sozialen Weiterentwicklung seines Wohngebietes. Es werde zudem deutlich, dass erfolgreiche Stadtentwicklung nur in Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort, den Kommunen und unter Beteiligung der Mieterschaft gelingt. Das ausgezeichnete Projekt stehe deshalb stellvertretend für den auch im Städtebauförderprogramm ‚Soziale Stadt‘ verankerten integrierten Ansatz.
Marco Wanderwitz, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat zeichnete gemeinsam mit dem Juryvorsitzenden und den Auslobern den Preisträger aus. „Der Preisträger zeigt eindrücklich, wofür das Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt steht. Aus einem schwierigen Stadtteil ist mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und einem vielfältigen Akteursnetzwerk eine lebenswerte und moderne Gartenstadt entstanden, die heute positiv über die Quartiersgrenzen hinausstrahlt. Den langen Atem, den alle Beteiligten gezeigt haben, gilt es zu würdigen und anzuerkennen“, erklärte Marco Wanderwitz anlässlich der Preisverleihung.
„Die ‚Soziale Stadt‘ wird vor Ort gelebt“, erklärte auch Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbunds (DMB). „Das zeigen 180 tolle Projekte, die sich um unseren Preis beworben haben. Die Zusammenarbeit von Stadt, Wohnungswirtschaft, Mietern und vielen unterschiedlichen Akteuren in den Stadtteilen belegt, wie auf und unterschiedliche Art und Weise die soziale Weiterentwicklung und der soziale Zusammenhalt in schwierigen Wohngebieten möglich ist. Die ‚Soziale Stadt‘ ist bunt und vielfältig und das ist gut so.“
Ende der 1990er Jahre stand die Siedlung Wulsdorf-Ringstraße vor dem Abgrund. Das Quartier war zum sozialen Brennpunkt verkommen, Arbeitslosen- und Sozialhilfequoten lagen teils um ein Vielfaches höher als im restlichen Stadtgebiet Bremerhavens. Gemeinsam mit den Bewohner*innen und einem Netzwerk von Kooperationspartner*innen ist die STÄWOG seit 1999 die architektonischen und sozialen Missstände angegangen. Statt des vielfach geforderten kompletten Abrisses setzte sie auf teilweisen Rückbau, Neubau und innovative Weiterentwicklung der Gebäude – ein Ansatz der nicht nur die Bausubstanz, sondern auch die vorhandenen sozialen Strukturen schonte und bewahrte. Statt immer weiter abwärts geht es in Wulsdorf wieder flussaufwärts, gemeinsam gegen den Strom. Die nun deutlich höhere Qualität von Architektur und Wohnumfeld stiftet im positiven Sinne Identität. Das Quartier wurde vom sozialen Brennpunkt zum Stolz der Bewohner und strahlt positiv in die Umgebung aus.
Hintergrund
Der Wettbewerb Preis Soziale Stadt ist eine Gemeinschaftsinitiative des AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, des Deutschen Städtetages, des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, des Deutschen Mieterbundes und des vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Er wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstützt. Zusätzlich gab es in diesem Jahr des Weiteren eine finanzielle Unterstützung durch degewo, ein kommunales Wohnungsunternehmen in Berlin, das sich seit vielen Jahren in ihren Beständen um soziale Ausgeglichenheit einsetzt.
Infos zur Preisverleihung sowie Informationen zu den 30 Projekten der engeren Wahl finden Sie hier.
Quelle: DgW, DMB