23,1 % weniger Baugenehmigungen im September

Destatis: Im Vergleich zum Vorjahr minus 19,7 %

Grafik: Pixabay/geralt

Im September 2024 wurde in Deutschland der Bau von 15.300 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, waren das 23,1 % oder 4.600 Baugenehmigungen weniger als im September 2023. Im Zeitraum von Januar bis September 2024 wurden 157.200 Wohnungen genehmigt. Das waren 19,7 % oder 38 500 weniger als im Vorjahreszeitraum. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im September 2024 insgesamt 11.400 Wohnungen genehmigt. Das waren 31,1 % oder 5.100 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis September 2024 wurden 128.400 Neubauwohnungen genehmigt und damit 22,2 % oder 36.600 weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 25,7 % (-9.800) auf 28.300 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 13,0 % (-1.500) auf 9.700. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 21,7 % (-22.800) auf 82.400 Wohnungen.

ZIA: „Ankurbelung des Wohnungsbaus Top-Aufgabe“

Angesichts der andauernden Lähmung beim Bau neuer Wohnungen drängt die Immobilienwirtschaft, diesem Thema höchste Priorität einzuräumen. „Es muss eine der Top-Aufgaben für die neue Regierung werden, den Wohnungsbau anzukurbeln“, sagte Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). „Denn die Engpässe sind so riesig, dass jede Chance, das Angebot zu verbessern, ergriffen werden muss.“

Hier sieht Schöberl „auch die Länder in der Pflicht“. Steuern, Abgaben und staatliche Auflagen verteuern den Neubau unnötig – den Anteil taxiert der ZIA auf etwa 37 Prozent der Herstellungskosten beim Wohnungsbau. „Diese Staatsquote muss unbedingt runter“, sagt Schöberl. Auch die Kommunen müssten in der angespannten Lage „ihren Beitrag leisten – indem sie viel mehr Baugebiete ausweisen“.

Der ZIA beziffert die Neubaulücke auf etwa 600.000 Wohnungen und sieht die konkrete Gefahr, dass die Zahl ohne Extra-Anstrengungen auf bis zu 830.000 im Jahr 2027 ansteigen könnte.

ZDB: „In der Baupolitik braucht es Klarheit“

„Das große Problem ist: Die Lage ist nicht erst seit gestern schlecht, sondern schon seit 28 Monaten gehen die Baugenehmigungen zurück. 2022 wurden bis September noch gut 272.000 Wohnungen genehmigt. 2024 waren es bis September gerade einmal 157.178 Genehmigungen. Wir haben also 42 Prozent weniger Baugenehmigungen als vor zwei Jahren“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die neuesten Daten. „In Zahlen fehlen uns ca. 115.000 genehmigte Wohneinheiten gegenüber diesem Ausgangsniveau. Keiner in der Branche glaubt, dass sich das bald ändert.“

Nach dem Scheitern der Regierung werde wohl auch der Haushalt 2025 scheitern, Deutschland stehe vor einer vorläufigen Haushaltsführung. „Somit kann der Staat bis zur Verabschiedung eines neuen Haushalts nicht nur keine neuen Aufträge für Straße und Schiene vergeben, auch die Fördertöpfe im Bereich Neubau drohen auszulaufen.“ Würde im kommenden Jahr die Neubauförderung komplett wegfallen, werde der Wohnungsbau um weitere Jahre zurückgeworfen, meint Pakleppa.

Zukunftsunsicherheit, hohe Zinsbelastungen, zu hohe, detaillierte Anforderungen und fehlende Finanzierungsperspektiven würden viele Bürgerinnen und Bürger belasten. „Viele verschieben ihre Neubauprojekte, bis wieder Sicherheit besteht. Die nächste Bundesregierung muss die Prioritäten im Bundeshaushalt neu ordnen. In der Baupolitik braucht es Klarheit, nachvollziehbare Anforderungen und verlässliche Förderbedingungen. Hohe Ausstattungs- und Komfortstandards dürfen nicht mehr verpflichtend, sondern nur noch freiwillig sein.“