Wirtschaftsförderung erarbeitet Entwicklungskonzept für Gewerbe bis 2030

„Ausweisung und Sicherung der Gewerbeflächen weiterhin dringend erforderlich“

Die Corona-Pandemie hat seit dem Frühjahr 2020 nahezu alle Bereiche der Potsdamer Wirtschaft massiv beeinträchtigt. Betroffen sind viele Branchen aus dem Dienstleistungssektor. Dieser bildet aber das ökonomische Rückgrat der Landeshauptstadt Potsdam. Vor allem der Einzelhandel sowie das Hotel- und Gastgewerbe haben aufgrund des langwierigen Lockdowns mit ausbleibenden Kunden und Stornierungen zu kämpfen. Welche langfristigen Folgen die Corona-Pandemie für Unternehmen, Beschäftigte und Selbstständige, aber auch für die Landeshauptstadt Potsdam nach sich ziehen wird, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.

Vor diesem Hintergrund legt die Landeshauptstadt Potsdam das Stadtentwicklungskonzept (STEK) Gewerbe 2030 vor und schreibt damit das Konzept von 2010 fort. Auf der Grundlage des bisherigen Konzeptes waren mit der Definition von sogenannten „Potentialflächen bis 2020“ („P20“-Flächen) besonders bedeutende Gewerbeflächen ausgewiesen und im Rahmen des „Gewerbeflächensicherungskonzeptes 2012“ festgelegt worden. Das STEK Gewerbe wertet die Genese der Wirtschaft vor der Corona-Krise aus. Die Erarbeitung des STEK Gewerbe begann im Jahr 2018 und eine Fertigstellung war für Anfang 2020 vorgesehen. Die zugrundeliegende Datenlage entstammt entsprechend den Jahren 2018 und 2019. Antworten auf akute Fragen in Bezug auf die Folgen der Pandemie können mit dem Werk folglich nicht gegeben werden.

„In der aktuellen, pandemie-dominierten Situation können Prognosen in Bezug auf die Wirtschaft nur unter Vorbehalt passieren. Mit dem STEK Gewerbe werfen wir einen Blick auf die positive gewerbliche Entwicklung Potsdams vor Corona“, sagt Bernd Rubelt, Wirtschaftsbeigeordneter der Landeshauptstadt Potsdam und betont gleichzeitig, „Wir wollen auch weiterhin die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung Potsdams mit ausreichenden Gewerbeflächenangeboten begleiten, und daher ist es gerade jetzt wichtig, die notwendige Ausweisung neuer Flächen und deren langfristigen Sicherung vorzunehmen.“

In der Beschlussvorlage, deren Einbringung in die Stadtverordnetenversammlung zum 5. Mai vorgesehen ist, wird vorgeschlagen, das neue STEK Gewerbe 2030 als strategische Grundlage für die weitere gewerbliche Entwicklung Potsdams zu verwenden und ein neues Gewerbeflächensicherungskonzept für „P30“-Flächen, also Potenzialflächen bis 2030, zu erarbeiten.

Im Ergebnis der Evaluation kann die Landeshauptstadt Potsdam auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Dekade zurückblicken. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Urbanistik (DIfU), welches im Auftrag der Wirtschaftsförderung die Gewerbeflächenstrategie der Landeshauptstadt Potsdam untersucht hat. Die im Jahr 2010 erstellten Prognosen der Gewerbeflächen- und Beschäftigtenentwicklung sind nicht nur eingetreten, sondern insbesondere bei der Gewerbeflächeninanspruchnahme übertroffen worden.

Während der Beschäftigtenzuwachs in etwa so eingetreten ist wie prognostiziert (Prognose bis 2020: 13.700 Beschäftigte, IST bis 2018: 12.191), wurde der bis 2020 prognostizierte Gewerbeflächenbedarf früher, und zwar bereits im Jahr 2018 erreicht (Prognose bis 2020: 67 ha, entspricht 5,6 ha/anno; IST bis 2018: 63,6 ha, entspricht 7 ha/anno).

Dass diese Entwicklungen so eintreten konnten, sei maßgeblich ein Verdienst des Gewerbeflächensicherungskonzeptes aus dem Jahr 2012, das jetzt auf der Grundlage des STEK Gewerbe 2030 fortgeschrieben werden soll, heißt es aus dem Rathaus.

Die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen ist der entscheidende Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt. Hierbei müssen nicht nur die verschiedenen Nutzungsalternativen wie Wohnen, soziale Infrastruktur, Bildungsinfrastruktur, Erholungs- und Naturflächen gegenüber einer gewerblichen Entwicklung abgewogen, sondern auch die überwiegend privaten Eigentümer mit einbezogen und bei der Entwicklung unterstützt werden.

Die Prognosen bis 2030 lassen die Herausforderungen nicht kleiner werden. Auch das neue Stadtentwicklungskonzept Gewerbe prognostiziert zusätzlichen Gewerbeflächenbedarf und Zunahmen bei den SV-Beschäftigten und den Erwerbstätigen insgesamt. 73,4 ha Gewerbeflächenzusatzbedarf werden der Landeshauptstadt bis 2030 vorausgesagt. Beachtet man ca. 22 ha, die aufgegeben und wiedergenutzt werden können, bleibt eine Netto-Neubedarf von ca. 51 ha. Diesen Flächenbedarf zu befriedigen wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein, um das prognostizierte Beschäftigungswachstum von ca. 14.500 Beschäftigen bis 2030 möglich zu machen.

Unterteilt werden die Gewerbeflächen in unterschiedliche Gewerbeflächentypen:

  • Einfaches Gewerbe, Industriegebiet, Logistikstandort
  • Höherwertiges Gewerbe, Gewerbepark
  • Profilstandort für Wissenschaft, Technologie, Medien und IT
  • Integrierte Büro- und Dienstleistungsstandorte

Der höchste Bedarf ergibt sich laut der neuen Untersuchung in Potsdam auch weiterhin für den Flächentyp höherwertiges Gewerbe/Gewerbepark (32 ha), gefolgt von den integrierten Standorten (7,9 ha). Weitere Bedarfe werden für den Profilstandort Wissenschaft (6,4 ha) und für Standorte mit einfachem Gewerbe (4,6 ha) prognostiziert.

Die Untersuchung des vorhandenen Gewerbeflächenpotenzials hat ergeben, dass diesen Bedarfen nur ein kurzfristig verfügbares und vor allem aktivierbares Angebot von ca. 21 ha gegenübersteht. Differenziert man das Angebot in die Eignung für die genannten Standorttypen, so wird deutlich, dass der für Potsdam wichtigste Standorttyp „höherwertiges Gewerbe, Gewerbepark“ den größten Angebotsengpass zu verzeichnen hat.

Der Wirtschaftsstandort Potsdam wird von Zukunftsbranchen „Medien, Kreativwirtschaft, IKT“, „Gesundheitswirtschaft/Life Science“, dem Tourismussektor sowie den Themen „Klima“ und „Nachhaltigkeit“ in der Wahrnehmung dominiert. Eine weitere Besonderheit Potsdams ist die Kleinteiligkeit. Das Wirtschaftsprofil der Landeshauptstadt Potsdam ist vom öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor geprägt. In diesem sogenannten tertiären Sektor sind rund 90 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Hier dominieren die sogenannten KMU`s (Klein- und Mittelständischen Unternehmen), in Potsdam vor allem die Kleinunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden.

Quelle: Fachbereich Presse und Kommunikation der Landeshauptstadt Potsdam