Schiffbauergasse soll für Kultur und Gewerbe gesichert werden

Die Stadtverwaltung legt der Stadtverordnetenversammlung eine Beschlussvorlage zum Bebauungsplan vor.

Die Verwaltung der Landeshauptstadt Potsdam legt zur Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im September eine Vorlage zum Beschluss des Bebauungsplans Nr. 23 „Schiffbauergasse“ vor. Damit soll das Areal als integrierter Standort für Kultur und Gewerbe gesichert werden. Gleichzeitig sollen die Stadtverordneten über die Aufhebung der Sanierungssatzung „Schiffbauergasse“ entscheiden.

„Seit dem Beschluss der Sanierungssatzung bis heute hat sich das Areal der Schiffbauergasse kontinuierlich zu einem zentralen Kulturstandort für Kreative und für ein breites Publikum aus Potsdam und Gästen der Stadt entwickelt“, sagt dazu Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt. „Diese stadtplanerische Erfolgsgeschichte wird mit dem Bebauungsplan fortgeschrieben. Nach der nun notwendigen Aufhebung der Sanierungssatzung sollen die bereits umgesetzten Baumaßnahmen mit der bestehenden Nutzungsstruktur aus Kunst, Kultur und kreativen Gewerbe sowie den ergänzenden Gastronomieangeboten langfristig gesichert werden. Dafür werden gleichzeitig die in Bezug auf Veranstaltungen konfliktträchtigen Punkte Wohnnutzung, Beherbergungsstätten und Ferienwohnungen in diesem Gebiet ausgeschlossen.“

Die Aufhebung der Sanierungssatzung ist notwendig, da laut Baugesetzbuch die Satzungen zum 31. Dezember 2021 aufzuheben sind, die vor dem 1. Januar 2007 bekannt gemacht wurden. Grundsätzlich sind die Sanierungsmaßnahmen in der Schiffbauergasse im Wesentlichen abgeschlossen und die damals beschlossenen Sanierungsziele erreicht. Die differenzierten Festsetzungen zur Art der baulichen Nutzung in der Beschlussvorlage zum Bebauungsplan sollen einen verbindlichen planungsrechtlichen Rahmen für Nutzungsänderungen und bauliche Ergänzungen setzen.

„Die Schiffbauergasse mit ihrer einzigartigen Mischung aus historischer Gebäudestruktur, Industriedenkmälern und modernen Neubauten bietet Raum für zeitgenössische Theater-, Tanz- und Bewegungskunst sowie kreative und innovative Unternehmen“, ergänzt Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, ergänzt. „Mit dem Abschluss der Sanierungsmaßnahme sind die Voraussetzungen geschaffen worden, die Schiffbauergasse kontinuierlich zu einem Kunst- und Kulturquartier mit internationaler Ausstrahlung und zukunftsweisendem Gewerbe weiterzuentwickeln.“

Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum „Integrierten Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse“ im Mai 1999 wurde festgelegt, dass mit dem Theaterneubau gleichberechtigt auch die freie Kulturarbeit am Standort gesicherte bauliche Strukturen erhalten sollte. Im Juni 2002 wurden Vorbereitende Untersuchungen durchgeführt und im Ergebnis erhebliche städtebauliche Missstände im Gebiet dokumentiert. Der Beschluss über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Schiffbauergasse“ folgte im selben Jahr.

Ziel der Sanierungsmaßnahme und damit der Anwendung des besonderen Städtebaurechts und Inanspruchnahme von Städtebaufördermitteln war, das Gelände als integrierten Kultur- und Gewerbestandort zu entwickeln. Damit wurde die Zielsetzung für die Entwicklung des Bereiches Schiffbauergasse neu definiert und die Möglichkeit eröffnet, einen Standort für Kunst, Kultur und zukunftsweisendes Gewerbe zu realisieren. Grundstücke konnten mit Fördermitteln erworben und zur Durchführung der komplexen Sanierungsmaßnahme konnte die Stadt einen Treuhänder beauftragen – die Sanierungsträger Potsdam GmbH. Außerdem wurde mit diesem Beschluss ein konstruktiver und interaktiver Entwicklungsprozess zwischen Vertretern der Kulturträger, der Politik und Verwaltung in Gang gesetzt, dass 2003 in ein von allen Seiten akzeptiertes Raumkonzept für das Zentrum für Kunst und Soziokultur mündete.

Alle Akteure hatten das Ziel, eine lebendige Mischung von Kultureinrichtungen unterschiedlichster Art, Freizeit und Erholung sowie Arbeiten entstehen zu lassen. Die vorhandene städtebauliche Eigenart des Gebietes, die aus einer Vielzahl stadtbaugeschichtlich und bauhistorisch wertvoller Einzelgebäude und Anlagen resultiert, sollte erhalten und ergänzt werden.

Unter anderem in einem Szenario-Workshop wurde gemeinsam die Vision „Internationales Kunstquartier und Publikumsmagnet“ entwickelt und am 4. Dezember 2013 durch die Stadtverordneten als langfristig anzustrebendes Leitbild für den Standort festgelegt. Nachdem die baulichen Sanierungsmaßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen waren, beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Mai 2019, die Planungsziele des 1992 eingeleiteten und zwischenzeitlich (2006–2017) ruhenden Bebauungsplanverfahrens Nr. 23 „Schiffbauergasse“ gemäß aktueller Entwicklung anzupassen und zu konkretisieren.

Diese Anpassung und Konkretisierung wird nun der Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt.