Mietausfälle aufgrund der Coronakrise möglich

Henrik Thomsen von der Deutsche Wohnen steht im „Tagesspiegel“-Interview zu Neubauprojekten auch in Krampnitz.

Foto: Deutsche Wohnen

Am 25. März, mitten in der Corona-Krise, habe die Deutsche Wohnen noch erklärt, sie werde drei Milliarden Euro in den Neubau von Wohnungen, Büros und Pflegeheimen investieren. „Wir sind – wie alle anderen Unternehmen – nicht immun gegen das Coronavirus“, sagt dazu Chief Development Officer Henrik Thomsen im Gespräch mit dem Berliner Blatt. „Wir sind aufgrund unseres robusten Geschäftsmodells aber besser aufgestellt.“ Neubau sei essenziell zur Lösung der Wohnungsprobleme in Deutschland, daher auch für das Unternehmen strategisch wichtig.

Es gebe Gewerbetreibende, die in der aktuellen Lage ihre Miete nicht mehr bezahlen könnten. Sie nähmen die angebotenen Stundungen in Anspruch. „Wo staatliche Förderung nicht greift oder ausreicht, wollen wir einspringen“, kündigt Thomsen an. „Dafür haben wir einen Hilfsfonds eingerichtet, mit dem wir mehr als 30 Millionen Euro bereitstellen.“ Diese Mittel sollten in Not geratenen Wohnungs- und Gewerbemietern ebenso zu Gute kommen wie Handwerksbetrieben, Dienstleistern, aber auch sozialen Vereinen und Projekten. Im Moment gebe es pro Tag etwa 40 Anfragen von Gewerbetreibenden, davon die meisten aus Berlin.

Die Krise werde insbesondere die gewerbliche Immobilienwirtschaft hart treffen. Auch bei Bürogebäuden und dem produzierenden Gewerbe könne es mit zeitlicher Verzögerung zu Mietausfällen kommen, sagt Thomsen dem „Tagesspiegel“. Noch später könne es auch Auswirkungen auf den Wohnungsmietmarkt geben. „Etwa, wenn Mieter dauerhaft in Kurzarbeit gehen müssen oder gar ihren Arbeitsplatz verlieren.“ Die Deutsche Wohnen werde das nicht so hart treffen, weil man die Wohnungen zu moderaten Mieten anbiete, derzeit im Durchschnitt zu 6,94 Euro pro Quadratmeter. „Die Bezahlbarkeit unserer Wohnungen wirkt sich an der Stelle als stabilisierender Faktor aus. Vermieter im Hochpreissegment wird es deutlich härter treffen.“

Dagegen könne der nach Meinung der Deutsche Wohnen verfassungswidrige Berliner Mietendeckel das Unternehmen in den nächsten Jahren bis zu 330 Millionen Euro kosten. Der Neubau in der Stadt müsse daher auf den Prüfstand gestellt werden. „Derzeit entwickeln wir rund 4.000 Wohnungen in Berlin und Umgebung“, so Thomsen. „Wir haben keine Planungen gestoppt. Aber abhängig davon, was mit dem Mietendeckel passiert, müssen wir überprüfen, wo wir bauen.“ Neben einem Projekt in Köpenick mit rund 1.000 Wohnungen und Marienhain mit rund 1.200 Wohnungen wolle man auch im neuen Potsdamer Stadtteil Krampnitz rund 1.300 Wohnungen errichten.