Mehr Wohneigentümer in Berlin und Brandenburg – aber…

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat eine neue Analyse der Wohneigentumsbildung in Deutschland vorgestellt.

Die Wohneigentumsquote in Deutschland stagniert, ist das Ergebnis des am vergangenen Freitag vorgestellten Gutachtens „Wohneigentum in Deutschland“ des IW. Demnach liege der Anteil seit 2010 bei etwa 45 Prozent.

Während in den meisten Bundesländern die Dynamik in der Wohneigentumsquote seit 2010 deutlich schwächer ausgeprägt sei als davor, fallen neben Hamburg auch Berlin und Brandenburg aus diesem Trend heraus. Lag der Anteil der Brandenburger Haushalte, die in selbstgenutztem Wohneigentum lebt, im Jahr 2000 noch bei rund 33 Prozent, waren es im Jahr 2017 rund 45 Prozent. In Berlin habe sich der Anteil im selben Zeitraum fast verdoppelt: von etwa neun auf rund 18 Prozent. Die Autoren der Studie erklären diesen Effekt als Reaktion auf die gestiegenen Mieten, da Wohneigentum sowohl einen Schutz vor Mietpreissteigerung als auch vor Gentrifizierung biete. In Brandenburg wiederum sei der Zuwachs damit zu erklären, dass zunehmend Haushalte Berlin verlassen, um im Speckgürtel Einfamilienhäuser zu kaufen oder zu bauen.

Zudem sei die Zahl der Ersterwerber vor allem in der jüngeren Bevölkerungsgruppe rückläufig, heißt es weiter. Das könne mehrere Gründe haben: Zum Einen, dass durch die zunehmende Akademisierung viele Menschen später in den Beruf einsteigen und eine Familie gründen. Zum Anderen sei aber auch der Kapitalbedarf gestiegen, der für den Erwerb von Wohneigentum nötig sei. Erspartes sei hier mitunter wichtiger als ein stabiles Einkommen, so die Autoren der Studie, Prof. Michael Voigtländer und Pekka Sagner. Weiterhin zeigt sich anhand der Studie, dass das durchschnittliche Einkommen der Ersterwerber im Vergleich zu dem des durchschnittlichen Mieterhaushalts stark gestiegen ist. Dies sei aus Sicht der Finanzmarktstabilität zwar beruhigend, bedeute aber auch, „dass immer weniger Haushalte die Chance der Wohnungseigentumsbildung nutzen können und damit der Zugang zu dieser Form der Vermögensbildung und Altersvorsorge immer elitärer wird“, so die Autoren.

So passe etwa das Baukindergeld nicht zur Lebenswirklichkeit von Familien – meist vergrößere sich die Familie erst nach dem Umzug ins Einfamilienhaus. Um jungen Menschen Anreize zum Sparen zu geben, sei eine Verbesserung der Rahmenbedingungen nötig, etwa die Förderbeträge für das Bausparen. Auch andere Möglichkeiten wie erweiterte Entnahmemöglichkeiten, etwa aus der betrieblichen Altersvorsorge seien denkbar. An die Politik stellen die Autoren der Studie die Forderung, dass sie mehr Anstrengungen unternehmen solle, „um auch Haushalten mit geringeren und mittleren Einkommen den Weg ins Wohneigentum zu erleichtern“.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden Sie hier.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

12.08.2019