IW: Wohnkostenbelastung bleibt konstant

Die meisten deutschen Haushalte seien nicht von einer steigenden Wohnkostenbelastung betroffen, sagt eine neue Studie.

Prof. Dr. Michael Voigtländer. Foto: IW

Es sei nicht richtig, dass Wohnen für immer mehr Menschen zum unbezahlbaren Luxus werde, sagen die Autoren Pekka Sagner, Dr. Maximilian Stockhausen und Prof. Dr. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Es sei zwar unstrittig, dass der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen gerade in den Großstädten deutlich gestiegen sei: In den sieben größten Städten sei er seit 2010 jährlich real um 4,3 Prozent gestiegen.

Doch auf der anderen Seite seien die Einkommen der Mieterhaushalte bis zur Corona-Pandemie ebenfalls stark angewachsen – seit 2010 im bundesweiten Durchschnitt real um knapp sieben Prozent. „Die Wohnkostenbelastung, also die Wohnkosten im Verhältnis zum Einkommen, ist über Jahre praktisch konstant“, so das Institut. „Zudem sind hohe Mieten oftmals ein Problem jener, die eine neue Bleibe suchen: Der Preisunterschied zwischen Neuvertrags- und Bestandsmieten lag zwischen 2016 und 2018 im Schnitt bei 14 Prozent – deutlich höher als Mitte der 2000er Jahre.“

Als Reaktion auf die steigenden Mieten gäben sich Neumieter der Studie zufolge mit kleineren Wohnungen zufrieden. „So halten sie trotz der Mietsteigerungen ihre Kosten im Rahmen: Wohnten Bestandsmieter 2018 auf 49,5 Quadratmetern pro Kopf, begnügten sich Mieter mit Neuverträgen mit durchschnittlich 45,6 Quadratmetern.“
Jedoch identifiziere die Studie auch die Verlierer am Mietwohnungsmarkt und warnt, dass sich ihre Lage durch die Corona-Pandemie verschlechtere. „Dagegen ist das Wohngeld ein sehr gutes sozialpolitisches Instrument“, sagt IW-Ökonom Maximilian Stockhausen. Das IW rät darüber nachzudenken, ob der Kreis der Wohngeld-Berechtigten nicht zumindest in den teuren Metropolen vergrößert werden sollte.

„Neben dem Wohngeld sollen auch Sozialwohnungen denjenigen helfen, die mit hohen Wohnkosten kämpfen“, so das Institut. „Doch dieses Instrument ist selten treffsicher. Laut Studie sollten entsprechende Mietverträge deshalb befristet werden, damit der Bedarf regelmäßig überprüft werden kann.“

Zudem betone die Untersuchung, dass der Immobilienmarkt auch ohne politische Intervention Wohnungen für niedrige Einkommen schaffen würde – vorausgesetzt, die Städte und Gemeinden wiesen genügend Bauland aus. „Solange nicht genug Flächen zur Verfügung stehen, werden Projektentwickler natürlich das bauen, was den höchsten Profit bringt“, wird IW-Immobilienexperte Pekka Sagner zitiert. „Städte können aber gegensteuern, indem sie bei Grundstücksverkäufen auf Konzeptvergaben setzen.“ Bei diesem Ansatz verkauften Kommunen Grundstücke zum Höchstpreis, setzten aber Nebenbedingungen, wie den Bau von 30 Prozent preisgünstigen Wohnungen – wofür die Projektentwickler passende Konzepte vorlegen müssten.

Die Studie „Wohnen – die neue soziale Frage?“ kann hier heruntergeladen werden.