Internationales Forscherteam warnt vor „Heißzeit“

Auch Wissenschaftler aus Potsdam haben an der Studie mitgewirkt.

Wetterberichte und Hintergrundartikel zum Klima erregen bei den derzeitigen Temperaturen eine höhere Aufmerksamkeit. Die Wissenschaft bestätigt dabei die Ängste und Sorgen vieler Menschen. Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen. Das bestätigte der vergangene Woche veröffentlichte Jahresbericht 2017 der US-Klimabehörde NOAA. Das über 300 Seiten starke Dossier fasst die wichtigsten weltweiten Klimatrends von 2017 zusammen.

Mit Blick auf die Zukunft kommt ein internationales Forscherteam zu einem schwerwiegenden Schluss: Die globale Erwärmung langfristig bei 1,5°C bis 2°C zu stoppen, könnte nämlich schwieriger sein als bisher angenommen. Selbst wenn die im Pariser Abkommen festgelegten Pläne zur Minderung von Treibhausgasemissionen umgesetzt werden, könnte es zum „Hothouse Earth“ kommen. Ein Zustand mit 4°C bis 5°C höheren Temperaturen und einem Meeresspiegelanstieg um 10m bis 60m. An der Studie, die gestern im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde, haben auch Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) mitgewirkt.

Weg von der Ausbeutung, hin zu einem verantwortungsvollen Umgang

„Industrielle Treibhausgasemissionen sind nicht der einzige Faktor, der die Temperatur auf der Erde beeinflusst. Unsere Arbeit weist darauf hin, dass eine vom Menschen verursachte globale Erwärmung von 2°C andere Prozesse des Erdsystems anstoßen könnte (oft als Rückkopplungen bezeichnet). Diese wiederum könnten die Erwärmung weiter vorantreiben – selbst wenn wir aufhörten, Treibhausgase auszustoßen“, sagt Leitautor Will Steffen von der Australian National University (ANU) und dem Stockholm Resilience Centre (SRC). „Um dieses Szenario zu vermeiden, ist es notwendig, das menschliche Handeln in eine neue Richtung zu lenken, von der Ausbeutung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Erdsystem.“

Die MAZ sprach mit Hans Joachim Schellnhuber, PIK-Gründungsdirektor und Mitautor der Studie. Der Forscher aus der Landeshauptstadt ist auch Mitglied der Kommission der Bundesregierung zum Kohleausstieg. Aus wissenschaftlicher Sicht sei klar, dass der Kohleausstieg so schnell wie möglich umgesetzt werden sollte. „Die Kohleverstromung ist das Schädlichste, was man dem Klima antun kann“, sagte er. Auch viele überregionale Medien wie die Süddeutsche Zeitung haben die Studie aufgegriffen.