Grundlegend verändern, gemeinsam planen

Wie das „Bündnis Am Schlaatz“ für den Stadtteil arbeitet

„Grundlegend umgestalten“ wollen Stadtverwaltung und die Wohnungsunternehmen den Schlaatz. So hieß es im November 2019, als Oberbürgermeister Mike Schubert verkündete, dass das Rathaus, das städtische Wohnungsunternehmen ProPotsdam und drei Genossenschaften ein „Bündnis für den Schlaatz“ geschlossen hätten. Was ist aus dieser Ankündigung geworden?

„Wir bereiten derzeit eine umfassende Planung für das Wohngebiet vor“, weiß André Schwarz. Er ist Mitarbeiter im Bereich Stadterneuerung der Potsdamer Verwaltung: „Unser Ziel ist eine Planung, die alle Aspekte des Lebens und Wohnens im Schlaatz berücksichtigt“. Dazu gehören das Wohnen, die Grünflächen, die Höfe, die Fußwege und Straßen, aber auch die Möglichkeiten des Einkaufens, das Angebot an Schulen und Kitaplätzen, sogar die Versorgung des Stadtteils mit Energie und die Ansiedlung von Arbeitsplätzen. Schwarz berichtet: „Die Wohnungsunternehmen und die Stadtverwaltung haben Arbeitsgruppen gebildet, die die Planung vorbereiten. Da wird noch nichts geplant, sondern man erarbeitet Fragen. Das sind Fragen, wie zum Beispiel: Wie können wir die Wege in die benachbarten Stadtteile aufwerten? Welche Wohnungstypen fehlen? Welche Geschäfte oder sozialen Einrichtungen sollten in den Schlaatz kommen? Diese Fragen sollen durch die Planung beantwortet werden.“ Vor den Sommerferien soll der Fragenkatalog fertig sein, dann werde man Planungsexperten beauftragen, die im Herbst mit ihrer Arbeit beginnen sollen.

Aber wohin so das alles führen? Was meinen die Beteiligten eigentlich wenn sie sagen, sie wollen den Schlaatz grundlegend umgestalten? Ist der Schlaatz so schlecht? „Nein, der Schlaatz ist nicht schlecht,“ versichert Josephine Braun, Mitarbeiterin des Arbeitskreises StadtSpuren, in dem die Wohnungsunterehmen stadtweit zusammenarbeiten. Das Gegenteil ist der Fall: „Der Schlaatz ist sehr grün, er liegt wunderbar an der Nuthe, im Inneren ist er verkehrsberuhigt, viele Wohnungen sind saniert, die soziale Infrastruktur ist sehr vielfältig…“ Warum muss man ihn dann umgestalten? Braun: „Das Wohnungsangebot ist sehr eingeschränkt, viele Freiräume haben wenig Qualität, es fehlt an Freizeitangeboten und Einkaufsmöglichkeiten, die Hälfte der Wohngebäude ist noch unsaniert. Außerdem wollen wir auch Arbeitsplätze für die Schlaatzer und Schlaatzerinnen schaffen.“ Diese vielen kleinen und großen Aufgaben in den verschiedensten Lebensbereichen summieren sich zu einer großen Herausforderung, die nur durch eine grundlegende Umgestaltung zu meistern ist.

Dass nicht nur die Wohnungsunternehmen Veränderungen wünschen, sondern auch die Schlaatzer und Schlaatzerinnen, weiß Kathrin Feldmann. Sie ist seit fast zwei Jahrzehnten Quartiersmanagerin im Stadtteil, kennt dessen Entwicklung und die Sorgen der Bewohner: „Bei den regelmäßig durchgeführten Bewohnerbefragungen sind die Schlaatzer und Schlaatzerinnen jene, die ihrem Wohnort die schlechtesten Noten geben. Keine Bewohnergruppe bewertet seine Wohngegend so negativ wie sie. Das bestätigt das, was ich aus vielen Gesprächen und meiner Arbeit im Schlaatz weiß: Es gibt einen großen Wunsch nach Veränderungen.“

Um bei den im Herbst beginnenden Planungen den Wünschen der Schlaatzerinnen und Schlaatzer optimal entsprechen zu können, haben sich die Wohnungsunternehmen und die Landeshauptstadt auf ein Partizipationskonzept geeignet. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Bernd Rubelt, betonte vor Kurzem gegenüber der Presse: „Wir wollen in den nächsten Jahren viel in den Schlaatz investieren. Er soll nachhaltig und sozialverträglich weiterentwickelt werden. Und das schaffen wir nur mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam. Das nun vorgelegte Konzept ist dafür Fahrplan und Aufruf zugleich.“

Das Konzept sieht unter anderem vor, die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Selbstorganisation einer gewählten Vertretung und der Bildung von thematischen Arbeitsgruppen zu unterstützen. Dies soll durch eine bei der Landeshauptstadt angebundene Koordinierungsstelle erfolgen, die auch für die Vernetzung aller Beteiligten verantwortlich ist. Sie soll auch die jährlich stattfindenden Akteurskonferenzen organisieren und die Wohnungsunternehmen und andere im Schlaatz tätige Akteure bei der Organisation von Beteiligungsprozessen beraten. Vor Ort sieht das Konzept die Einrichtung eines „Planlabors“ vor, das den Bewohnerinnen und Bewohnern als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung steht. Es soll innovative Formen der Partizipation entwickeln und unter anderem dafür sorgen, dass auch die Kinder und Jugendlichen ihren Platz in dem Entwicklungsprozess am Schlaatz haben. Damit alle zu jeder Zeit aktuell informiert sind, soll das Angebot der Website www.schlaatz.de erweitert werden.

Carsten Hagenau, Arbeitskreis StadtSpuren

Der Text ist in der aktuellen Ausgabe des Stadtteilmagazins „TauZone“ erschienen, die Sie hier herunterladen können.