Erster Spatenstich für Straßenbahn zum Jungfernsee

Die Erweiterung des Potsdamer Straßenbahnnetzes im Potsdamer Norden geht in eine entscheidende Phase. Heute fand der erste Spatenstich für die Verlängerung der Tramlinie 96 von der bisher nördlichsten Tram-Endhaltestelle Viereckremise zum Campus Jungfernsee statt.

„Es ist die erste Streckenerweiterung der Straßenbahn im Land Brandenburg seit mehr als 15 Jahren. Für die Entwicklung der Landeshauptstadt ist dieses Verkehrsprojekt von großer Bedeutung. Die künftig noch bessere Anbindung an die Innenstadt und den Hauptbahnhof dank der Tram ist ein wesentlicher Standortfaktor für den Gewerbe- und Wohnstandort am Jungfernsee sowie angrenzende Gebiete, von dem viele in den kommenden Jahren profitieren“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs.

ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser erklärte, dass man mit der Verlängerung auf die derzeit bereits wachsende Nachfrage auf der Tramlinie 96 entlang der roten Kasernen reagiere. „Da die Straßenbahn auf einem eigenen Gleiskörper unabhängig vom motorisierten Individualverkehr verkehrt, entsteht eine schnelle Verbindung in die Potsdamer Innenstadt und zum Hauptbahnhof vorbei am Stau in der Hauptverkehrszeit. Dies ist gut für unsere Fahrgäste, entlastet aber auch den Straßenverkehr in der gesamten Stadt. Und die Straßenbahn ist obendrein ein sehr klimaschonendes Verkehrsmittel“, so Glaser.

ViP-Geschäftsführer Martin Grießner ergänzte: „Das größte Wachstum für den öffentlichen Personennahverkehr wird im Potsdamer Norden erwartet. Wir gehen von einem Anstieg der Verkehrsnachfrage im Bornstedter Feld um 57% aus. Die Entwicklung der Einwohnerzahlen sowie die zu erwartende Entwicklung der ehemaligen Kaserne Krampnitz zu einem neuen Quartier macht eine dynamische Fortschreibung des Nahverkehrsangebots in den kommenden Jahren erforderlich. Ein wichtiger Teil davon ist die neue Strecke zum Jungfernsee.“

Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Christian Erdmann betonte: „Das Investitionspaket, das gemeinsam von der Landeshauptstadt Potsdam, den Stadtwerken Potsdam und dem Verkehrsbetrieb geschnürt wurde, ist gelebte Daseinsvorsorge für den künftigen öffentlichen Personennahverkehr in Potsdam. Die Stadtwerke sind ein starker Unternehmensverbund und ein wichtiger Partner für die Finanzierung von Investitionen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Verringerung der staatlichen Förderungen für den öffentlichen Nahverkehr ab 2019 von Bedeutung.“

„Für die Stadtentwicklung war und ist die Straßenbahn ein wichtiger Motor, das gilt auch für das Bornstedter Feld“, erklärte Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer der Entwicklungsträger Potsdam GmbH. „Bereits zur Bundesgartenschau 2001 waren die beiden Straßenbahnäste im Bornstedter Feld fertig: auf 3,3 Kilometern Länge fährt seitdem die Straßenbahn durch den Entwicklungsbereich und bedient 7 Stationen. Die Straßenbahn hat nicht nur die vielen Besucherinnen und Besucher zur Bundesgartenschau und später zum Volkspark und zur Biosphäre gebracht; sie lockt noch immer viele Bewohnerinnen und Bewohner ins Bornstedter Feld. Von Beginn an hat die Straßenbahn die schnelle und umweltfreundliche Anbindung des Bornstedter Felds an die Potsdamer Innenstadt und an den Hauptbahnhof garantiert. Für die weitere Entwicklung des Potsdamer Norden ist die Verlängerung der Straßenbahn in Richtung Campus Jungfernsee mindestens genauso bedeutsam, wie es einst die Anbindung des Bornstedter Felds an die Schiene war.“

„Dort, wo sich heute die einfache Bushaltestelle Campus Jungfernsee befindet, wird sich nach Fertigstellung der Trasse eine moderne Wende- und Verknüpfungsanlage von Bus und Tram befinden“, erläuterte Oliver Glaser. „Ähnlich wie am Endpunkt der Tram-Linie 92, der Haltestelle Kirschallee, wird auch hier durch eine Tür-zu-Tür-Verbindung das direkte Umsteigen von Bus auf Tram möglich sein, um diese Haltestelle zur zentralen Umsteigehaltestelle im Potsdamer Norden zu entwickeln mit Anschlüssen in die neuen Ortsteile und nach Spandau. Außerdem ist die Einrichtung von Park-and-Ride- sowie Bike and-Ride-Stellplätzen geplant.“

Gebaut werden in den kommenden zwölf Monaten 1.125 Meter Strecke, davon 330 Meter eingleisig und 400 Meter Wendeschleife mit einem Aufstellgleis von 85 Metern Länge. Verbaut werden ingesamt 4.750 Meter Schienen, 1.800 Stück Schwellen, vier Weichen sowie 50 neue Maste mit insgesamt 2.500 Metern Fahrdraht. Als Umweltmaßnahme wird ein großer Teil der Strecke als Rasengleis mit einer Gesamtfläche von 8.000 Quadratmeter verlegt. Für notwendige Baumfällmaßnahmen sind Ersatzpflanzungen geplant. Die Baumaßnahmen finden zu einem großen Teil auf einer eigenen Trasse statt. Der Bauabschnitt, der die Nedlitzer Straße betrifft, soll während der Sommerferien 2017 durchgeführt werden. Zum Fahrplanwechsel am 17. Dezember 2017 sollen die ersten Fahrgäste auf der neuen Strecke unterwegs sein.

Die Strecke zum Jungfernsee gehört zu dem knapp 49,2 Millionen Euro umfassenden Investitionspaket, das gemeinsam von der Landeshauptstadt Potsdam, den Stadtwerken Potsdam und der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH geschnürt wurde. Die Kosten liegen bei ca. 7,5 Millionen Euro. Auf der verlängerten Strecke in den Norden sollen künftig auch verlängerte Combino-Fahrzeuge eingesetzt werden. Deren Umbau wird ebenfalls durch das Investitionspaket finanziert.

Quelle: Landeshauptstadt Potsdam / Aktuelles, 24. Oktober 2016